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Internet: Google will es wissen

Google baut seine Vormachtstellung im Internet weiter aus. Neuester Coup des kalifornischen Suchmaschinenprimus soll der Aufbau einer eigenen Online-Enzyklopädie namens Knol (sprich: Noll) werden. Ob das neue Tool Wikipedia gefährlich werden kann?

Der Name Knol leitet sich von "Knowledge", also "Wissen", ab und beschreibt eine Wissenseinheit. In einem Eintrag ins firmeneigene Blog schreibt Udi Manber, Googles Vizechef der Engineering-Abteilung: "Ein Knol soll der erste Artikel sein, den jemand am Anfang einer Recherche zu einem bestimmten Thema liest". Google werde dann dafür sorgen, dass die Knols bei den Suchresultaten "angemessen" auftauchen. Damit nicht der Eindruck eines "abgeschlossenen Gartens" für die Inhalte entsteht, sollen auch andere Suchmaschinen die Knols in ihren Index aufnehmen dürfen.

Keine neue Wikipedia

Knol soll laut einer Ankündigung im Google-Blog kein direkter Wikipedia- Konkurrent sein, obwohl die Ähnlichkeit zur bekannten offenen Online-Enzyklopädie unbestreitbar ist. Auch bei Knol können User Artikel zu beliebigen Themen anlegen und der Welt ihr Wissen zur Verfügung stellen. Andere User können diese Artikel dann kommentieren und bewerten.

Die zentrale Idee von Knol sei es, den Fokus auf die Autoren der Artikel zu legen. Bei Knol sollen die User sehen, von wem Sie Information beziehen. Mit Hilfe weiterer Artikel des Autors und der Bewertungen anderer User entscheiden sie dann selbst, in wie weit sie dieser Quelle vertrauen wollen.

Autoren stehen im Fokus

"Bücher tragen die Namen ihrer Autoren auf dem Cover, Zeitungsartikel sind auch signiert, bei wissenschaftlichen Artikeln sind die Autoren ausgewiesen", erklärte Manber, "aber irgendwie hat sich das Web ohne einen starken Standard dafür entwickelt, die Namen der Autoren auszuweisen. Wir glauben, dass es den Nutzern helfen wird, vorhandenes Wissen besser auszunutzen, wenn sie wissen, von wem es verfasst wurde."

Im Unterschied zu Wikipedia wird Google Knol deshalb die Beiträge nicht nach dem Artikel-Titel ordnen. Stattdessen sollen die Autoren im Vordergrund stehen. "Larry, Sergey und Eric haben uns dazu aufgefordert, eine Möglichkeit dafür zu finden, wie Menschen ihr Wissen mitteilen können", schrieb Manber.

Der Leser entscheidet

Bei Wikipedia werden Artikel nach ihrem Titel geordnet, der Verfasser bleibt ungenannt. Verschiedene Autoren können unabhängig von einander Beiträge korrigieren und ergänzen, was im schlechtesten Fall zu widersprüchlichen Informationen innerhalb eines Artikels führen kann.

Der Vorteil von Google-Knol liegt daher auch darin, dass die bei Wikipedia auftretenden Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Autoren eines Beitrags verhindert werden. Ist ein Leser mit der Meinung des Autors nicht einverstanden, kann er dessen Artikel zwar nicht mehr verändern, er kann aber einen eigenen Beitrag zum Thema verfassen. Welcher Artikel der richtigere ist, bleibt somit den Bewertungen der anderen Leser überlassen.

Zweiter Versuch

Vor einigen Jahren hatte Google schon einmal versucht unter dem Namen "Google Answers" ein Wissensportal aufzubauen. Wegen seiner geringen Akzeptanz in der Web-Szene und der Vormachtstellung von Wikipedia wurde dieses Projekt allerdings im vergangenen Jahr eingestellt. Mit Knol unternimmt der US-Suchmaschinenriese nun einen zweiten Angriff auf den Markt für Online-Wissen.

Anders als beim Vorstoß in den Bereich Online-Videos, der in der Übernahme des Videoportals Youtube mündete, verzichtet Google dieses Mal aber darauf, Milliarden in den Kauf eines bestehenden Unternehmens zu investieren. Trotz der Beteuerungen nicht mit Wikipedia in Konkurrenz treten zu wollen, sieht es so aus, als ob sich Google auch hier als ernsthafte Alternative etablieren könnte. Brancheninsider und Blogger bewerteten die Erfolgsaussichten für Knol bislang überwiegend positiv.

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