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Internet: US-Designer blamiert sich mit Ägypten-Tweet

Twitter und Facebook machen es möglich: Noch nie war es so leicht, seinen Ruf mit einem einzigen Click zu ruinieren. Jetzt liefert ein amerikanischer Modedesigner ein Lehrstück, wie man ein Lebenswerk in weniger als 140 Zeichen torpediert.

Als der New Yorker Modedesigner Kenneth Cole die Katastrophe heraufbeschwor, musste er sich noch ziemlich witzig vorgekommen sein. "Millionen sind in Aufruhr in #Kairo. Das Gerücht geht um, sie hörten, dass unsere neue Frühjahrskollektion online verfügbar ist", tippte er in eine Mitteilung für den Internet-Dienst Twitter. Wenige Sekunden später wusste er, dass das keine gute Idee war. In dem Kurznachrichtendienst brach ein Sturm der Entrüstung los.

Die Nachricht breitete sich lawinenartig von einem Nutzer zum anderen aus - versehen mit wenig schmeichelhaften Kommentaren. Die einen verwiesen darauf, dass in Kairo gerade Menschen sterben, andere beschimpften den Autor schlicht als Idioten, weitere schworen, nie wieder Schuhe oder Kleidung von Cole zu tragen.

Dabei blieb es nicht: Wenig später setzten unbekannte Spaßvögel den Twitter-Account @KennethColePR auf, in Anlehnung an die Satire-Aktion @BPGlobalPR, mit der die nicht immer sensible Medienarbeit des britischen Konzerns während der Ölpest im Golf von Mexiko durch den Kakao gezogen wurde. Bei @KennethColePR folgte nun eine makabre Nachahmung von Coles Tweet nach der anderen. Andere Twitter-Nutzer ließen sich auch nicht lumpen und entfachten eine Art Parodie-Wettstreit. Ob der Aufruf an Serienmörder, in Coles Klamotten immer gut auszusehen oder Wortspiele um Terroranschläge - kaum eine Spitze wurde ausgelassen. Die Marke Kenneth Cole wurde binnen weniger Stunden zur Lachnummer.

Cole löschte den Tweet und platzierte eine Entschuldigung bei Facebook ("absolut unangemessen"). Seine Kritiker konnte er damit jedoch nicht wirklich besänftigen. Unter den mehr als 300 Kommentaren fand sich nur wenig Sympathie. Dabei ist Cole kein Neuling auf dem Spielfeld provokanter Werbung. Sein Unternehmen (mehr als 330 Millionen Doller Umsatz in den ersten neun Monaten 2010) baute er auf, indem er immer wieder auffiel.

Bereits in den 80er Jahren verknüpfte er seine Werbung mit einer Anti-AIDS-Kampagne mit dem Spruch "Wir ermutigen Sie, nicht nur unsere Schuhe zu tragen" und dem Bild eines Kondoms dazu. Auch den guten Geschmack forderte er schon vor einigen Jahren heraus mit dem Aufruf, Frauen sollten über Taschen und Abtreibung entscheiden dürfen: "Weil sie beides tragen müssen." Auch damals gab es viel Kritik - aber eben noch kein Twitter, wo man binnen Sekunden eine Flutwelle der Kritik auslösen kann. (dpa)

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