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Interview: "Der schnelle Griff zum Internet liegt nahe"

DJV-Chef Michael Konken spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über die Arbeit mit dem Netz.

Herr Konken, woran liegt es, dass Journalisten im Internet voneinander abschreiben und sich zu sehr auf Google verlassen?

Vor zehn, fünfzehn Jahren hatten Journalisten 30 Prozent Recherchezeit. In Lokalredaktionen müssen sie inzwischen mit zehn Prozent auskommen. Auch bei regionalen Zeitungen hat sich die Zeit fürs Recherchieren halbiert. Das liegt unter anderem daran, dass vielerorts massiv Stellen gestrichen werden. Manche Redaktionen haben Schwierigkeiten, in Ruhe an ein Thema heranzugehen. Da liegt der schnelle Griff zum Internet nahe, vor allem, wenn es sich um seriöse Quellen handelt.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Es handelt sich um eine Qualitätsfrage. Die Verleger wären aufgefordert, Stellen zu schaffen, was in dieser Zeit eine unerfüllbare Hoffnung zu sein scheint. Aber das betrifft nicht allein den Printbereich. Die privaten Rundfunkmedien haben die gleichen Probleme.

Könnten verbindliche Standards helfen?

Wir sind seit Jahren in Gesprächen mit den Verlegern. Die Bekundungen für den Erhalt der Qualität sind da, weil es noch genügend Printmedien gibt, die diesen Qualitätsanspruch hochhalten. Aber da, wo es eine neue Generation von Verlegern gibt, wird dieser Ruf nach Qualität sehr subjektiv gesehen. Noch gibt es allerdings genügend Verleger, die ernsthaft und glaubwürdig mit uns über Qualität reden.

Bleibt noch der Leser, Hörer, Zuschauer als letztes Korrektiv.

Das Publikum interessiert das heute nicht mehr. Die junge Leser- und Hörerschaft wurde mit seichten Sendungen und Inhalten überschüttet. Man muss das umdrehen: Die Medien selbst müssen Qualität bieten, damit die Leser und Hörer erkennen, was Qualität bedeutet und wie viel sie wert ist.

Die Fragen stellte Kurt Sagatz.

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