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Mobil unterwegs. Auch wenn das Ende der klassischen Kurznachricht besiegelt scheint, werden Botschaften weiterhin per Handy verschickt. Internetbasierte Dienste konkurrieren um Kunden – die meisten sind kostenlos.

© Fotolia / Photo Grafix

Messenger: Auslaufmodell SMS

Whatsapp, Joyn, Facebook oder Skype? Wir bieten Ihnen einen Überblick über die gängigsten Messenger-Dienste.

Vor zwei Jahren hat Microsoft das Internet-Telefonie-Unternehmen Skype für bemerkenswerte 8,5 Milliarden Dollar gekauft. Das Risiko war hoch. Doch nun gab Skype einen beeindruckenden Erfolg bekannt. Täglich zwei Milliarden Minuten verbringen die Nutzer weltweit mit den Anwendungen des Dienstes – sie chatten, konferieren, telefonieren mit oder ohne Video oder versenden Dateien. Seinen angestammten Dienst, den „Windows Live Messenger“ hat Microsoft denn auch eingestellt – die Zukunft soll Skype gehören.

Auch bei mobilen Kurznachrichtendiensten dominieren zunehmend Internetfirmen statt klassischer Telekommunikationsunternehmen. Skype, Whatsapp, Facebook: Seit immer mehr Menschen internetfähige Smartphones nutzen, wird die SMS von Internet-Messengern verdrängt. Die Daten-Flatrates der Mobilfunkanbieter sind zwar oft noch so gestrickt, dass Telefonie über mobiles Internet, also Voice-over-IP (VoIP), verhindert wird, doch den Kampf um die klassische SMS haben Telekom und Co. bereits verloren. Wir geben einen Überblick über gängige Messenger-Dienste.

Whatsapp

WHATSAPP

Marktstatistiken sind rar, eine Studie der amerikanischen Webseite „Techcrunch“ geht allerdings davon aus, dass Whatsapp den deutschen Messaging-Markt klar beherrscht. 84 Prozent der iPhone-Besitzer nutzten den Dienst regelmäßig. Wenn Sender und Empfänger Whatsapp installiert haben, lassen sich Videos, Bilder und Nachrichten verschicken. Allerdings hat die App schon mehrfach für Negativschlagzeilen gesorgt. Hacker konnten mit wenig Aufwand sämtliche Nachrichten innerhalb eines W-Lan-Netzwerkes lesen, Datenschützer entdeckten, dass sich Whatsapp-Konten vergleichsweise einfach kapern lassen. Zudem verlangt der bislang für Android-Geräte kostenlose Dienst inzwischen eine Gebühr von einem Euro im Jahr. Der Popularität der App tut das allerdings keinen Abbruch. Ihr Vorteil gegenüber Konkurrenten ist ihre große Verbreitung. Kein Wunder also, dass Branchenriesen ein Auge auf Whatsapp geworfen haben. Gerüchte, wonach Google für eine Milliarde Dollar den Zuschlag bekommen soll, wurden zuletzt jedoch dementiert.

Joyn

JOYN

Um dem stetig wachsenden Konkurrenzdruck durch Internet-Apps etwas entgegenzusetzen, haben die Telefonie-Unternehmen ihren eigenen Messenger-Standard entwickelt. Joyn soll mittelfristig die SMS komplett ersetzen. Außerdem soll die Anwendung die Kunden von Whatsapp und Co. zurück unter die Fittiche der Mobilfunkbetreiber holen. Seit einigen Wochen ist Joyn in den App-Stores von Google und Apple verfügbar. Mit dem Dienst ist all das möglich, was auch Skype, Facebook oder Whatsapp können: telefonieren, Kurznachrichten senden und Dateien austauschen. Und die Mobilfunkunternehmen hätten prinzipiell ein schlagendes Argument, um ihre Kunden zurückzulocken. Bei der Telekom etwa wird der Traffic, der über Joyn anfällt, nicht auf das Datenvolumen des jeweiligen Vertrags angerechnet. Wenn alle Mobilfunkanbieter dieses Modell übernähmen, dürfte Joyn schnell zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Internetdienste werden.

Doch danach sieht es bislang nicht aus: Vodafone rechnet die Joyn-Nutzung auf vorhandene Datenflatrates an, O2 wird wohl erst im Sommer Joyn integrieren, und E-Plus möchte erst einmal abwarten, ob sich der neue Standard durchsetzt. Dirk Wende von der Telekom sieht den Nutzen für sein Unternehmen vor allem in der Kundenzufriedenheit: „Das Geld, das wir heute investieren müssen, um einen Kunden zurückzugewinnen, können wir sparen, wenn wir von vornherein ein attraktives Paket bieten. Das versuchen wir mit Joyn.“ Wenn sich der Dienst bewährt, dann könnten die Nutzer auch bereit sein, für den zusätzlichen Luxus Geld zu bezahlen. Denn Joyn bietet einige Vorteile: Die Kontakte der Nutzer bleiben, anders als etwa bei Whatsapp, auf dem eigenen Telefon. Das erhöht die Datensicherheit.

Facebook-Messenger

FACEBOOK-MESSENGER

Für viele Menschen, die Facebook ohnehin ständig nutzen, dürfte diese Messaging-App die logische Wahl sein – ein Großteil der wichtigen Kontakte ist über das Freunde-Netzwerk ohnehin schon vorhanden. Über den Facebook-Messenger werden am häufigsten Texte und Bilder verschickt. Kürzlich hat Facebook die Möglichkeit für Audio-Nachrichten hinzugefügt, eine Art Mailbox für soziale Netzwerke. Und die Zukunft des mobilen Facebook-Dienstes konnte man seit Januar in Kanada beobachten. Dort testete das Unternehmen eine Messenger-Version, mit der die Kanadier über Facebook auch telefonieren können. Der Test scheint gut gelaufen zu sein, inzwischen können auch schon einige Nutzer in Deutschland und den USA den Dienst nutzen. Allerdings befindet sich das Produkt noch in der Testphase, wie Facebook-Verantwortliche betonen.

Skype

SKYPE

Der Internet-Telefonie-Gigant verbuchte bis Dezember 2012 über 100 Millionen Downloads allein für Android-Geräte. Laut Skype ist die App auf einem von fünf iPhones installiert. Damit Nachrichten ausgetauscht werden können, müssen allerdings beide Partner online sein, die Smartphone-App beeinträchtigt spürbar die Akkulaufzeit. Deshalb ist diese Option für viele Nutzer unattraktiv. Die SMS ersetzt Skype daher (noch) nicht. Das Unternehmen arbeitet jedoch an einer neuen Architektur, die den Dienst auch im Mobile-Messaging zu einer echten Alternative machen soll. Auf dem neuen Windows Phone kann man das Skype der Zukunft bereits nutzen.

Fazit

FAZIT

Die SMS wird in einigen Jahren ausgestorben sein. Der Großteil der Nachrichten und Gespräche wird künftig im Internet übertragen werden. Wenn Joyn auf einem Großteil der Smartphones vorinstalliert sein wird und ähnlich stabil läuft wie Facebook oder Whatsapp, dann könnte der Dienst den führenden Internet-Riesen Marktanteile abjagen. Für den Verbraucher ist die Entwicklung in jedem Fall eine positive – das Netz macht Kommunikation günstiger.

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