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In den USA wird die Spielekonsole Wii U bereits seit zwei Wochen verkauft. In Deutschland kommt der Nachfolger der Wii am Freitag in den Handel.

© dapd

Neue Spielekonsole: Der doppelte Mario

Die Videospielekonsole Wii von Nintendo hatte vor sechs Jahren die Spielewelt revolutioniert. Am Freitag kommt mit der Wii U der Nachfolger auf den Markt. Jetzt wird das Spielfeld vom TV-Bildschirm und das Gamepad-Tablet erweitert.

Mit der Spielekonsole Wii war Nintendo vor sechs Jahren etwas gelungen, das niemand für möglich gehalten hat. Durch ein neu entwickeltes Steuerungsprinzip hatten die Japaner eine neue Art des Spielens ermöglicht. Die Spieler saßen nicht mehr hoch konzentriert auf dem Sofa, sondern hüpften und tanzten vor dem Fernseher herum, nicht allein, sondern zu zweit, zu dritt oder sogar zu viert. An diesem Freitag nun kommt der Nachfolger Wii U auf den Markt. Ein Spieler hält bei dieser Konsole ein sogenanntes Gamepad in den Händen, das so aussieht wie ein Tablet-PC mit allerlei Knöpfen drumrum. Das ist sicherlich ein geschickter Schachzug. Wenn in immer mehr Wohnzimmern Tablets als Second Screens genutzt werden, dann wird die Konsole halt um einen Tablet erweitert, inklusive Internetbrowser und anderen Onlinediensten. Aber gelingt es Nintendo so, sich der neuen Konkurrenz zu erwehren? Und wird damit die Art und Weise des Spielens weiterentwickelt oder kehrt der Spieler mit dem Gamepad wieder als Ego-Gamer auf die Couch zurück?

Wir hatten die Gelegenheit, die Wii U bereits vor dem Marktstart ausführlich zu testen. Allerdings mit einer Einschränkung: Erst zum Verkaufsstart am Freitag werden alle Funktionen der Wii U mit einem Update zur Verfügung stehen. Die Anwendungen für Youtube, Lovefilm oder die bisherige Wii waren zwar bereits zu sehen, doch welche Funktionen die Wii U tatsächlich haben wird, war nicht zu erfahren. Apropos Update: Spieler aus den USA, wo die Wii U bereits seit einigen Tagen zu kaufen ist, berichteten davon, dass der Download des Updates mehrere Stunden dauerte und dass nach einem Abbruch des Vorgangs die Konsole nur von Nintendo wiederhergestellt werden konnte. Ob dazu inzwischen eine Lösung vorliegt, konnte uns Nintendo Deutschland nicht sagen.
Fest steht hingegen, dass auf der Wii U sämtliche Wii-Spiele laufen sollen. Zudem soll es möglich sein, vorhandene Wii-Controller und andere Zusatzgeräte wie zum Beispiel das Balance-Board für das Sportspiel „Wii Fit“ anzuschließen. Via SD-Karte können alte Wii-Onlinespiele und Wii-Spielstände auf den Nachfolger transferiert werden.
Die Wii U gibt es in drei Ausführungen. Als Basismodell verfügt die Konsole über einen Speicher von acht Gigabyte. Effektiv sind indes nur drei Gigabyte verfügbar. Zum Preis von rund 300 Euro kommen also schnell die Kosten für ein externes Speichermedium hinzu. Als Premium-Paket für 350 Euro enthält die Nintendo-Konsole einen mit 32 Gigabyte vier Mal größeren Speicher, eine Ladestation für das Gamepad und das Wii-U-Spiel „Nintendo Land“. Ein weiteres Premium-Paket gibt es mit dem Spiel „ZombiU“.
„Nintendo Land“ ist eine Spielesammlung, mit der sich die meisten der neuen Funktionen ausprobieren lassen. Wie auf einem Jahrmarkt warten auf die Spieler zwölf Attraktionen rund um die beliebtesten Nintendo-Figuren wie Mario, Luigi, Donkey Kong oder Yoshi. Einige Attraktionen können nur allein gespielt werden, bei anderen ist Teamplay nötig – wobei ein Spieler das Gamepad betätigt und die Mitspieler die klassischen Wii-Controller nutzen. Vier davon können zusätzlich zum Gamepad angeschlossen werden.
Die Allerschnellste war die Wii U in unserem Test nicht. Beim Wechsel von einem Spiel zum Hauptmenü oder von dort zur Benutzerverwaltung vergingen etliche Sekunden. Aber das kann nach dem Update besser aussehen. Waren die Spiele allerdings erst einmal geladen, gab es weder Ruckler noch lästige Wartezeiten. Das Gamepad hat in etwa die Größe eines ausgewachsenen iPads, ist aber mit einem Gewicht von 500 Gramm erheblich leichter und lässt sich durch praktische Griffmulden auch über längere Zeit gut handhaben. Das sechs Zoll große Touchdisplay ergänzt den TV-Bildschirm.
Im „Nintendo Land“-Spiel „Luigi’s Geisterhaus“ muss ein Gespenst gefangen werden. Der Spieler, der den Geist steuert, sieht auf dem Gamepad sowohl sich als auch die Verfolger, während die Mitspieler mit ihren Wii-Controllern den Geist auf dem TV-Bildschirm nur dann sehen, wenn sie ihn mit ihren Taschenlampen anleuchten oder gerade ein Blitz die Szenerie erhellt. Im Mini-Spiel „Donkey Kong’s Crash Course“ wird mit dem Gamepad in das Spielfeld hineingezoomt. Anders ist der abenteuerliche Hindernislauf auch nicht zu bestehen. Die Größe des Gamepads ist dabei sogar hilfreich. So fällt es leichter, die Spielfigur durch Kippbewegungen auszubalancieren.
Fazit: Was man mit der Wii U alles machen kann, zum Beispiel mit der eingebauten Kamera oder der NFC-Technik, wird man erst beurteilen können, wenn am Freitag das Update installiert wurde. Schon jetzt lässt sich sagen, dass der zweite Bildschirm des Gamepads einige interessante Spielideen erlaubt. Man darf gespannt sein, wie die Konkurrenten Sony und Microsoft darauf reagieren.

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