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Business-like: Microsoft-Chef Satya Nadella in Berlin.

© dpa

Satya Nadella in Berlin: Microsoft kündigt deutsche Cloud an

Nach deutschem Recht und auf deutschem Boden: Microsoft-Chef Satya Nadella kündigte bei seinem Berlin-Besuch eine "deutsche Cloud" mit zwei neuen Rechenzentren in Magdeburg und Frankfurt am Main an.

Berlin – Schwarzer Anzug, weißes Hemd, graue Krawatte – Microsoft-CEO Satya Nadella, der sonst bei öffentlichen Auftritten eher legere Kleidung trägt, wählte für sein Statement am Mittwochmorgen in Berlin den klassischen Business-Look. Er sollte den deutschen Kunden des Unternehmens offensichtlich signalisiert, dass sich sein Unternehmen an die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes anpassen kann. Darum ging es denn auch in Nadellas Ankündigung: Der IT-Gigant aus den USA will zusammen mit der Deutschen Telekom künftig eine deutsche Cloud anbieten wird. „Kunden können weiterhin unsere öffentlichen, privaten und hybriden Cloud-Lösungen nutzen oder sich dafür entscheiden, unsere Services aus deutschen Rechenzentren zu beziehen und den Zugang zu ihren Daten durch einen deutschen Datentreuhänder kontrollieren zu lassen“, sagte Nadella in Berlin.

Wenige Wochen, nachdem der Europäische Gerichtshof das Safe-Harbor-Abkommen, das den Datentransfer in die USA regelt, quasi außer Kraft gesetzt hat, stellte Microsoft damit eine Lösung vor, mit der Daten nun nach deutschem Recht und auf deutschem Boden gespeichert werden, unterstrich der deutsche Microsoft-Geschäftsführer Alexander Stüger die Bedeutung dieser Ankündigung. Datenschutzbeauftragte wie Johannes Caspar aus Hamburg plädieren dafür, die Daten in Europa zu belassen. Nach einer Erhebung des IT-Branchenverbandes Bitkom erwarten 83 Prozent der deutschen Unternehmen, dass ihr Cloud-Anbieter Rechenzentren ausschließlich in Deutschland betreibt, zitierte Microsoft aus dem „Cloud Monitor 2015“.

Am Vortag hatte Satya Nadella ankündigt, in Großbritannien mehrere neue Datencentren zu eröffnen und die vorhanden Center in Irland und den Niederlanden

auszubauen. Insgesamt will Microsoft zwei Milliarden Euro in europäischen Datencenter investieren. Das Marktforschungsunternehmen IDC erwartet, dass die Umsätze mit Public Cloud Services jährlich um 27 Prozent wachsen und 2019 bei sechs Milliarden Euro liegen werden.

Datentreuhänder ist die Telekom-Tochter T-Systems

Für die deutsche Cloud-Lösung von Microsoft wird der Softwarekonzern zwei Rechenzentren der Deutschen Telekom in Frankfurt am Main und in Magdeburg nutzen. Der Zugang zu den Kundendaten liegt beim Datentreuhänder T-System. Ohne seine Zustimmung oder des Kunden hat Microsoft keinerlei Zugang zu Kundendaten. Wird diese Zustimmung durch den Datentreuhänder erteilt, greift Microsoft nur unter dessen Aufsicht auf Kundendaten zu, teilte das Unternehmen mit. „Kunden, die die lokale Kontrolle ihrer Daten mit den Cloud-Services von Microsoft kombinieren wollen, haben eine neue Option, die schnell vom Markt angenommen werden wird“, sagte Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom.

Die beiden neuen Rechenzentren werden ihre Arbeit sukzessive im zweiten Halbjahr 2016 aufnehmen. Als Dienste werden zunächst Office 365, der Microsoft-Cloudservice Azure sowie Dynamics CRM Online angeboten. Die Angebote sollen sich besonders an Organisationen und Unternehmen in datensensiblen Bereichen wie dem öffentlichen, dem Finanz- oder dem Gesundheitssektor richten. Die Hardware in Frankfurt und Magdeburg gehört Microsoft. Die Rechenzentren selbst werden von der Telekom betrieben. Kunden, die sich für die deutsche Cloud-Lösung entscheiden, müssen gegenüber der internationalen Cloud mit Zusatzkosten rechnen. Microsoft-Konkurrent Amazon bietet auch Cloud-Dienste aus einem Rechenzentrum in Deutschland an, allerdings ohne die Treuhänder-Option. Kurt Sagatz

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