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Speichermedien: Schnell, still, stoßfest

Sie stecken schon in I-Pods und Handys und Kameras. Bald sollen sie auch den PC-Nutzern das Leben erleichtern: Neue Superspeicher. Ihren Siegeszug bremst allerdings der hohe Preis

„Pimp es auf!“ In den Jargon der Jugend gelangte dieser Begriff dank einer Kultserie des Musiksenders MTV. „Pimp my ride“ hieß die und ist eine Art Märchen des technischen Zeitalters. Tätowierte Schrauber möbeln den schrottreifen Jungtimer eines Jugendlichen zum Kultauto auf. Bei Laptops geht das Pimpen in der einfachsten Version so: Man ersetze eine konventionelle Festplatte durch die neue Wunderplatte. So macht es Apple bei den neuen Mac-Books, verlangt aber einen Aufpreis für die Technik. Sony setzt bei einem seiner Laptops (VGN-aw11) einen drauf und verbindet gleich zwei neue Wunderplatten miteinander. Dadurch soll das Gerät schneller hochfahren und Foto- oder Filmbearbeitungen beschleunigen. Wegen der Risiken und Nebenwirkungen (Computersucht) ist das ein Gerät „nur für Erwachsene“: 3499 Euro Ladenpreis sind für die meisten tabu.

DIE NOT MIT DEN NETBOOKS

Die neuen Mini-Notebooks kennt jeder, spätestens seit der Discounter Aldi die kleinen leichten Laptops im Frühjahr ins Sortiment nahm. Dass aber in der ersten Netbook-Generation die neuen Speicherwunder steckten, dürfte vielen Käufern entgangen sein. Sie bedauerten allenfalls, dass ihr Netbook wenig Platz für Daten hat. Das liegt daran, dass die neuen Speicher teuer sind, Netbooks aber für 300 Euro im Laden stehen sollten. Das zwang die Hersteller zu Kompromissen. Wenig Programme und ein abgespecktes Betriebssystem sind auf den Geräten. Wer auf Microsofts Office nicht verzichten mochte, hatte den Speicher schon randvoll. Der fasste nur 16 Gigabyte, 20 mal weniger als normale Notebook-Festplatten. Auch die Leistung der billigen Speicherwunder hielt nicht, was die Werbung versprach. Dem Fachmagazin „c’t“ zufolge ist das leider noch weit verbreitet bei den neuen Speichern: „Viele greifen langsam auf Daten zu und verbrauchen sogar mehr Strom als normale Festplatten“, sagt „c’t“-Redakteur Boi Feddern.

DER DURCHBRUCH

Für Computerkenner sind das nur Kinderkrankheiten, die schon der neue Überflieger unter den Superspeichern überwindet. Intels „X25 M“ bringt die lang ersehnte Revolution. Denn Intels neue Platten sind schneller, leichter, stoßresistent und verbrauchen weniger Strom als jede konventionelle Festplatte. Das Problem ist nur, kaum ein Nerd gibt so viel Geld (580 Euro) für so wenig Speicher (80 Gigabyte) aus. Doch die Rettung naht: Die Marktforscher von „iSuppli“ sagen bis 2009 die Verwendung von Speichern mit der neuen Technik in jedem zweiten Laptop voraus. Sony will Intels Wunderwaffen in Edel-Laptops einbauen. Und dank der Massenproduktion sinken die Preise.

DIE ZUKUNFT IM PRAXISTEST

Zwei der mit Expertenlob überschütteten neuen Speicherwunder stellten die Hersteller Intel (X-25 M mit 80 Gigabyte; 540 Euro) und Mtron (Pro 750 mit 32 Gb; 430 Euro) für einen Test zur Verfügung. Die beiden zählen zu den schnellsten am Markt erhältlichen Speichern. Mehr Schwung beim Hochfahren von Windows bringen sie trotzdem nicht. Knapp eine Minute braucht das frisch installierte Windows XP, bis es arbeitsfähig ist. Eine schnelle konventionelle Festplatte braucht nur wenige Sekunden mehr. Ähnliches gilt für Windows Vista. Zu gleichen Ergebnissen kommen Fachjournalisten von „TecChanel“. Office-Dokumente zu bearbeiten und Videos zu schneiden gelingt den neuen Wunderplatten 20 Prozent schneller als üblichen Festplatten. Testbilanz: Intel und Mtron zeigen, dass den neuen Speichern die Zukunft gehört. Die beginnt gerade erst. Noch ist das Plus beim Preis zu groß für das kleine Plus an Leistung.

AUS DEM HOBBYKELLER

Bis die Preise endlich sinken, bieten findige Firmen wie Sharkoon Alternativen für Tüftler und Schnäppchenjäger. Ein Speicherwunder zum Selbstbauen ist „Flexidrive S2S“. Die Idee ist ziemlich clever, denn die neue Technik ist ja in Form von Speicherkarten für Fotoapparate oder Handys erprobt. Warum also nicht sechs Stück (mit jeweils 8 Gigabyte) in ein Gehäuse (80 Euro) stecken, das wie eine konventionelle Festplatte per Kabel mit dem Rechner verbunden wird? Der Steckspeicher ist billiger als die neuen Superspeicher, kann aber mit normalen Festplatten weder beim Tempo noch beim Preis mithalten. Das liegt daran, dass das „Zentralgehirn“ im Gehäuse („Controller“), das die Daten zwischen Speicher und Computer hin- und herschickt, nicht wie bei den neuen Speicherwundern von Intel maßgeschneidert programmiert ist. Mancher kennt das schon von USB-Sticks, die Daten oft nur behäbig auf den Computer kopieren.

SYSTEM IN DER HOSENTASCHE

Dennoch hat die Firma Extrememory auf einem kleinen USB-Stick sogar ein ganzes Betriebssystem aufgespielt, mit Internetbrowser und Mediaplayer. Diesen Stick trägt man in der Hosentasche mit sich herum und steckt ihn in die USB-Buchse x-beliebiger Rechner. Darauf startet das eigene System, und man kann auf fremden Rechnern arbeiten, ohne darauf Bankpasswörter oder andere Spuren zu hinterlassen. Schade nur, auch hier gilt: Flott geht ein bisschen anders. Die Firma Asus, Erfinder der Netbooks, hat die neuen Superspeicher mit kleinem Betriebssystem auf ihre Hauptplatinen geschraubt. Wer diese in einen Computer einbaut, kann tatsächlich auf Knopfdruck surfen oder Mails abrufen, ohne den ganzen Rechner hochfahren zu müssen. Hier ist die Zukunft zum Greifen nahe.

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