zum Hauptinhalt
Overlord.

© promo

Spieletest: "Overlord": Teuflisch und gemein

Tolkien würde sich bei diesem Computerspiel im Grab rumdrehen: Wenn der Overlord mit seinen Schergen loszieht, bleibt im Land der Elfen und Zwerge kein Stein auf dem anderen.

Der gute Held, der Paladin, der Weltenretter - das sind die Rollen, die der Spieler im Normalfall in Computerspielen übernimmt. Doch spätestens seit dem Strategiespiel "Dungeon Keeper" von 1997 weiß man, wieviel Spaß es macht, einen Pakt mit dem Bösen zu schließen und der versammelten Elfen- und Ritterschar mal kräftig in den Hintern zu treten. Damals durfte man als Höllenfürst umfangreiche Gewölbeanlagen inklusive Folterkammern bauen, um Fantasy-Helden Mores zu lehren. Overlord schlägt nun in die selbe Kerbe - nur geht es hier wesentlich actionreicher zur Sache.

Die zuckerbunte Fantasy-Landschaft wirkt heimelig vertraut, als die Inkarnation des Bösen seine ersten Schritte aus dem Dunklen Turm wagt. Kürbisse und Weizenfelder gedeihen prächtig, kleine Bächlein winden sich durch saftige Wiesen und die Sonne lacht dazu. Doch der Schein trügt. Die Halblinge sind hierzulande merkwürdig aggressiv. Auch die Einhörner im Dunkelwald sind auffallend blutrünstig, von Zwergen und Elfen ganz zu schweigen. Die dunkle Seite der Macht hat hier wohl eine zu lange Pause eingelegt. Doch wenn der Overlord mit seinen Schergen den Weg der Lichtgestalten kreuzt, haben sie ohnehin nichts mehr zu lachen.

Monster an der Leine

Der eigentliche Star des Spiels ist nicht der Overlord, sondern sein Gefolge: kleine Monster, die den "Gremlins" aus dem gleichnamigen Film zum Verwechseln ähnlich sehen. Sie folgen ihrem Meister auf Schritt und Tritt - und scheren per Mausklick aus, um alles, was nicht niet- und nagelfest ist, in seine Bestandteile zu zerlegen. Mit einem weiteren Klick kehren sie wie an der Leine gezogen zurück. Mit ihrer Hilfe werden nicht nur Gegner und Hindernisse aus dem Weg geräumt, sondern auch diverse Rätsel gelöst. Immer wieder kommt es zu ulkigen Szenen. Etwa, wenn der Overlord Schergen ausschickt um gefährlichen Raubvögeln Eier zu klauen, um das Federvieh in todbringende Geysire zu locken. Gelungen sind auch die unterwürfigen Äußerungen und die vielfältigen Animationen der Kobolde, die immer wieder schmunzeln lassen.

Gesteuert werden Overlord und Schurke wahlweise per Gamepad oder mit Tastatur und Maus. Beide Steuerungsarten haben ihre Tücken. So ist es mit der Maus schwieriger die Schergen in der Ferne zu lenken, während dies beim Einsatz des Analog-Sticks eines Gamepads sehr gut gelingt. Dafür ist  die Kamerasteuerung im zweiten Fall nicht immer glücklich gelöst, was bei der Maussteuerung wiederum keine Probleme bereitet.

Vier verschiedene Arten von Schergen verleihen dem Spiel einen Hauch von Taktik. Zunächst verfügt der Overlord nur über reine Kampf-Schergen, die dem Gegner eins auf die Mütze geben, ansonsten aber zu nichts zu gebrauchen sind. Die Feuer-Kobolde dienen als Artillerie, die den Feind aus dem Hintergrund mit Feuerbällen beharken. Blaue Schergen können im Notfall gefallene Kollegen wiederbeleben, sind dafür aber äußerst verwundbar und grüne Schergen können sich tarnen und so ungesehen an Gegnern vorbei schleichen. Zwischen den Feldzügen kehrt der Overlord immer wieder in seinen Turm zurück. Hier kann er in der Schmiede stärkere Waffen und Rüstungen anfertigen, die Festung zu voller Pracht ausbauen oder sich im Kampf üben.

Fazit

: Das Spielejahr 2007 glänzte bislang nicht gerade durch ausgefallene Ideen. Overlord kommt da gerade recht. Das Spielprinzip ist unverbraucht und das fiese Treiben des Oberschurken ist gekonnt in Szene gesetzt. Zudem gelingt es Computerspielen nicht allzu oft, wirklich lustig zu sein. Overlord schafft auch das. Die kleinen Ecken und Kanten, die das Spiel zweifellos hat, verzeiht man ihm da nur allzu gern.

Zur Startseite