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Siedler 6

© Ubisoft

Spieltest: "Die Siedler 6": Schöner wuseln

Die sechste Folge der deutschen Erfolgsserie "Die Siedler" will zurück zu ihren Wurzeln - und doch auch nicht. Nur eins ist sicher: schöner war's noch nie.

Die deutsche Aufbau-Strategieserie "Die Siedler" gehört seit dem ersten Teil vor rund 14 Jahren zu den erfolgreichsten Spielereihen hierzulande - und schaffte auch einige Achtungserfolge im Ausland. Insgesamt verkauften sich die Spiele weltweit sechs Millionen Mal. Doch mit dem letzten Teil konnten sich viele Fans nicht so recht anfreunden. Statt friedlichem Siedeln standen auf einmal reihenweise Kämpfe auf dem Programm. Zur Versöhnung legte Blue Byte die zweite und nach Ansicht vieler Fans beste Folge in frischer 3D-Grafik neu auf. Jetzt sollen mit der neuesten Ausgabe Siedler-Veteranen und -Neulinge gleichermaßen angesprochen werden.

"Aufstieg eines Königreichs" macht vieles neu und versucht gleichzeitig, den alten Wusel-Charme wiederzubeleben. Dabei sind die knuddeligen Comic-Siedler einem etwas erwachseneren und realistischeren Grafik-Stil gewichen. Wie im fünften Teil gibt es Helden, die allerdings nicht mehr einen so wichtigen Part spielen, wie im letzten Siedler-Spiel. Neu ist auch, dass die Knilche nun Bedürfnisse haben, die es zu erfüllen gilt um im Rang aufzusteigen und damit neue Optionen freizuspielen. Die "Anno"-Serie lässt grüßen.

Glaubwürdige Stadt

Die Produktionswege wurden stark vereinfacht. Wo früher beispielsweise Weizen zunächst in einer Mühle zu Mehl verarbeitet wurde und dann erst zum Bäcker gebracht wurde, wird der mittlere Schritt jetzt eingespart. Die Warenverteilung wurde zentralisiert. Sämtliche Rohstoffe werden zunächst in das einzige Lagerhaus der Siedlung gebracht und von dort von den Betrieben abgeholt. Auf diese Weise entsteht eine recht glaubwürdige Stadt in deren Zentrum die Siedler ihre Waren feil bieten, während sich an den Ortsrändern Bauern, Jäger und Minenarbeiter um grundlegendere Dinge kümmern.

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© Ubisoft

Das Militär spielt nur noch eine rudimentäre Rolle. Nur noch Nah- und Fernkämpfer, sowie ein paar Belagerungswaffen stehen zur Verfügung. Die Kämpfe fallen dementsprechend unbefriedigend aus und arten meist in ein undurchschaubares Kuddelmuddel aus, in dem die besser ausgestattete Partei schließlich als Sieger hervorgeht. Interessant ist wiederum der Dieb, der in gegnerischen Siedlungen stehlen und sabotieren kann. Um expandieren zu können, muss der Spieler in benachbarten Sektoren einen Wachturm errichten, wobei von vorneherein klar ersichtlich ist, welche Ressourcen in dem jeweiligen Gebiet zugänglich werden.

Die Kampagne erzählt eine eher belanglose Geschichte um den roten Prinzen, der die Welt der Siedler unter seiner Knute hält. In 14 Missionen gilt es, sich gegen den Fiesling zu behaupten. Die Aufgaben sind dabei oft ähnlich: meist muss der Spieler befreundete Siedlungen mit bestimmten Waren versorgen, diverse Punkte auf der Karte absuchen und den ein oder anderen Kampf bestehen. Spannender wird es, wenn die Vorgaben unter Zeitdruck erfüllt werden müssen - oder im direkten Wettstreit mit dem Gegner.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Erst relativ spät in der Kampagne ist es möglich und nötig, eine Stadt auf volle Größe auszubauen. Doch erst dann zeigt das Spiel, was es auf dem Kasten hat. Während die Gemeinde auf dem Marktplatz ein Fest feiert, wird die Siedlung von zahlreichen Bogenschützen auf der Stadtmauer gesichert. Händler passieren mit ihren Karren die Stadttore, während vor den Mauern Bauern Schafe scheren und Kühe melken, Imker Honig für den Met sammeln und Jäger sich ans Wild heranpirschen. Jahreszeiten sorgen mit ihren fließenden Übergängen nicht nur für eine beeindruckende Optik, sondern wirken sich auch spielerisch aus. So gibt es im Winter gerne mal Engpässe in der Landwirtschaft und zugefrorene Flüsse machen den Vormarsch auf eine feindliche Stellung möglich. Daneben sorgen vier verschiedene Klimazonen für Abwechslung: Während es im eisigen Norden schwierig ist, eine reibungslose Nahrungsmittelversorgung auf die Beine zu stellen, fehlen in südlichen Gefilden die für den Siedlungsbau nötigen Wälder.

Fazit: Es ist schwer, "Die Siedler 6" fair zu beurteilen. Wer die komplexen Warenkreisläufe und Produktionsketten der alten Siedler mochte, wird möglicherweise enttäuscht sein. Nach spätestens drei Missionen hat man fast alles gesehen, was es zu sehen gibt und wirklich herausfordernd sind die mit ein bis zwei Stunden Spielzeit recht kurzen Missionen auch nicht. Einsteiger dürfen sich dafür über das schönste "Siedler"-Spiel und das leicht zugängliche Spielprinzip freuen. Die voll ausgebauten Städte sorgen einmal mehr für den bekannten Aquarium-Effekt. Dann bestaunt man das bunte Treiben der Siedler und vergisst Freund, Feind und Missionen. Und damit muss das Spiel trotz einiger Mankos doch einiges richtig gemacht haben.

"Die Siedler - Aufstieg eines Königreichs": für PC, freigegeben ab 6 Jahren , ca. 40 Euro

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