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Suchmaschine 2.0: Wikia findet nichts

Jimmy Wales ist Erfolg gewöhnt. Der 41-Jährige hat die populäre Online Enzyklopädie Wikipedia maßgeblich mitentwickelt. Ein Platz in der Ruhmeshalle des World Wide Web ist ihm damit schon sicher. Mit seinem neuesten Projekt, der Open-Source-Suchmaschine Wikia, könnte der Web-Guru seinen guten Ruf jedoch nachhaltig beschädigen.

Gespannt hat die Web-Gemeinde seit Monaten auf Wikia-Search, das neue Projekt des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales, gewartet. In dieser Woche ist der Startschuss für eine erste Testversion des Suchportals gefallen. Soviel ist sicher: Marktführer Google muss sich wegen der neuen Konkurrenz vorerst keine Sorgen machen.

Suchmaschine 2.0

Die von Wales vollmundig als "menschliche Suchmaschine" angepriesene Wikia-Suche bleibt weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Eine ernsthafte Alternative zu den etablierten Suchmaschinen Google und Yahoo ist sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Dabei macht die Idee hinter Wikia-Search durchaus Sinn. Die Suchmaschine durchforstet das Internet nach dem Peer-to-Peer-Verfahren. Die Nutzer bewerten die Qualität der Suchergebnisse und bestimmen selbst das Seiten-Ranking und können sogar den Suchalgorithmus beeinflussen.

Fehler: Nichts gefunden

Laut Wales soll dieses Verfahren zu qualitativ besseren Suchergebnissen führen als sie die großen Konkurrenten liefern. Doch davon merkt der Nutzer auf http://alpha.search.wikia.com zunächst nichts. Die Ergebnisse, die eine Suchanfrage bei Wikia-Search liefert, fallen eher dürftig aus.

Das liegt weniger am menschlichen Faktor, als an der verhältnismäßig überschaubaren Anzahl Webseiten, die Wikia-Search in die Suche einbezieht. Rund 100 Millionen Webseiten gehören zum Suchindex der Wikia-Search. Zum Vergleich: Google durchsucht nach eigenen Angaben mehr als acht Milliarden verschiedene Webseiten.

Community gesucht

Dafür versucht Wikia-Search in anderen Bereichen zu punkten. Die Suchmaschine verfügt über einen umfangreichen Communityteil. Wie bei StudiVZ, Myspace oder Facebook können die Nutzer hier ein Profil erstellen und eine Stichwortliste erstellen, die die eigenen Interessens- und Wissensgebiete widerspiegelt.

Werden diese Stichworte in Suchanfragen verwendet, zeigt Wikia die Profile anderer User, die womöglich bei der Suche behilflich sein können, neben den Suchergebnissen an. Doch auch dieses Feature funktioniert erst dann, wenn sich eine ausreichend große Anzahl Nutzer bei Wikia angemeldet hat.

Hämische Blogger

Bislang ist dies nicht der Fall, daher ist die erste Version der Wikia-Search noch nicht viel mehr als eine schöne Idee. Wohl auch deshalb beeilte sich der Wikia-CEO Gil Penchina mit seinem Statement, dass es in der derzeitigen Projektphase eher darum ging zu zeigen, was mit Open-Source-Software und einem begrenzten Budget überhaupt möglich sei.

Die Urteile der Fachpresse und die Kommentare der ersten Nutzer fallen weniger gnädig aus. Michael Arrington, Mitbegründer des beliebten US-Technologie-Blogs "Techcrunch" bezeichnet Wikia-Search als eine der "größten Entäuschungen", über die er je berichten musste.

Enttäuschte Nutzer

Auch Allen Stern, Tech-Blogger bei Centernetworks, ist vom Auftritt der Suchmaschine enttäuscht und hätte sich gewünscht, die Wikia-Macher hätten etwas mehr Zeit in die Alpha-Version der Wikia-Search investiert. Er vermisst den "Wow-Effekt", den man nach Jimmy Wales' unermüdlicher Marketingarbeit erwartet hätte.

Auch bei einfachen Nutzern hält sich die Euphorie in Grenzen. Immerhin weisen einige in ihren Kommentaren darauf hin, dass auch Google bei seinem Start bei weitem noch nicht perfekt war. Ob Wikia-Search irgendwann auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, bleibt dennoch fraglich. Der von Jimmy Wales mittelfristig anvisierte Marktanteil von fünf Prozent, scheint beim jetzigen Entwicklungsstand jedenfalls utopisch.

Isaac Bah

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