zum Hauptinhalt
Zum Protest verabredet: Zehntausende Ungarn zeigten 2014 ihrer Regierung, was sie von der geplanten Internet-Steuer hielten. Auch solche Aktivitäten lassen sich mit Messengern wie dem am Freitag startenden Dienst Vobe organisieren. Fotos: Janos Marjai/dpa, Promo

© dpa

WhatsApp-Herausforderer aus Berlin: Vobe-Messenger erleichtert Verabredungen

Kino? Kneipe? Keine Ahnung? Der neue WhatsApp-Herausforderer Vobe will der jungen Zielgruppe helfen, ihre Aktivitäten einfacher zu organisieren. Aber auch Geld soll damit verdient werden.

Was geht heute Abend? Bis Jugendliche darauf eine Antwort gefunden haben, werden bei WhatsApp und anderen Messengers häufig zahlreiche Posts hin- und hergeschickt. Eine Lösung dieses Problems will nun ein neuer Instant Messenger gefunden haben: Der kostenlose Dienst heißt Vobe, wurde in Berlin und Erlangen entwickelt und startet an diesem Freitag für Smartphones mit Apples iOS und Android-Phones. Das Besondere an Vobe ist das Design der App. Während man für Verabredungen über andere Messenger viele Text- oder Sprachnachrichten verschicken muss, werden bei Vobe Profilbilder zwischen Themen-Blasen verschoben. Das ist viel einfacher und geht auch erheblich schneller.

Nach Stayfriends startet nun Michel Lindenberg den Vobe-Dienst

Hinter Vobe steht Michel Lindenberg, ein Social-Media-Mann der ersten Stunde. Vor zwölf Jahren hat er das deutsche Netzwerk Stayfriends gegründet, über das alte Schulfreunde oder Ausbildungskollegen Verbindung zueinander halten. Für Lindenberg sind Messenger die Zukunft der sozialen Netzwerke. Derzeit ist WhatsApp mit großem Abstand Marktführer. Nach dem Verkauf an Facebook haben sich jedoch eine Reihe von Konkurrenten wie Threema aus der Schweiz oder SimsMe der Deutschen Post etabliert. Die Entwicklung von Vobe war für den Stayfriends-Gründer auch eine persönliche Entscheidung, noch einmal etwas wirklich Großes anzufangen.

Beim Vobe-Messenger werden Verabredungen über eine grafische Oberfläche dargestellt.
Beim Vobe-Messenger werden Verabredungen über eine grafische Oberfläche dargestellt.

© Promo

Kino? Restaurant? Abhängen? Über die Bubble-Blasen auf dem Vobe-Screen ist sofort erkennbar, welche Vorschläge auf dem Tisch liegen und wer zu welcher Aktivität tendiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob zunächst Freunde eingeladen oder eine Aktivität vorgeschlagen wird. Vobe greift auf das freigegebene Adressbuch zurück. Aber auch Freunde von Freunden können dem Vobe-Netzwerk beitreten. Sobald die Themen für die Abendplanung vorliegen, stimmen die Freunde ab – der Dienst hofft, dass aus dem Namen Vobe demnächst das Verb voben in Anlehnung an voten wird. Um sich zu entscheiden, wird das eigene Profilbild in eine Themenblase gezogen. So zeigt sich unverzüglich, welche Vorschläge mehrheitsfähig sind. Statt ständig neue Messenger-Posts zu verschicken, müssen nur die Profilbilder verschoben oder neue Themenvorschläge gemacht werden. Auch Meinungsänderungen werden so mitgeteilt. Damit die Abstimmungen nicht ewig dauern, kann eine Deadline vorgegeben werden. Und damit niemand eine Aktivität in seiner Peer-Group versäumt, gibt es eine Benachrichtigungsfunktion für die Freunde, die gerade nicht bei Vobe aktiv sind. Die klassische Chatfunktion, um sich entweder mit einer Person oder der ganzen Gruppe zu unterhalten, gibt es ebenfalls. Die Abstimmungen lassen sich zudem über einen kleinen Link zusätzlich in der eigenen WhatsApp-Gruppe posten.

Michel Lindenberg hat vor 12 Jahren das Social Network Stayfriends gegründet. Nun wagt er mit dem Messenger Vobe den Neuanfang.
Michel Lindenberg hat vor 12 Jahren das Social Network Stayfriends gegründet. Nun wagt er mit dem Messenger Vobe den Neuanfang.

© Promo

Vobe will sämtliche typischen Messenger-Funktionen abbilden, allerdings nicht alle direkt zu Beginn. So lassen sich am Anfang keine Sprachnachrichten wie bei WhatsApp verschicken. Zusätzlich zu den Themen-Bubbles soll künftig aber auch über Bilder abgestimmt werden können. Dies ist bei einer Freizeitaktivität besonders hilfreich: dem Shopping. Passt die Handtasche zu mir? Sieht das T-Shirt gut aus? Mit Vobe sollen solche Votings ohne Zeitverlust und umständliches Tippen möglich sein. Herkömmliche Social Networks sind dafür eher ungeeignet.

Vobe gibt es für iOS und Android

Vobe startet weltweit für iOS (ab Version 7) und Android (ab 4.0). Um jedoch in Deutschland erfolgreich zu sein, dürfen die Entwickler den Datenschutz nicht vernachlässigen. Bei Vobe werden darum nur die Kontakte aus den freigegebenen Adressbüchern verwendet. Die Telefonnummern speichert der Dienst nur über den sogenannten Hash-Wert. Die Kommunikation zwischen App und den Servern, die sich in Deutschland befinden, erfolgt zudem verschlüsselt.

Der Erfolg von Stayfriends beruht vor allem darauf, dass das Netzwerk immer auch als Abomodell konzipiert war. Auch für Vobe hat Michel Lindenberg einen klaren Businessplan. Zur Finanzierung setzt er mittelfristig auf Kooperationen. Wird dann Kino als Aktivität vorgeschlagen, kann die App gleich das Filmangebot in der jeweiligen Gegend anzeigen. Werden nun Tickets über Vobe gekauft, erhält der Dienst eine Provision.

Inspiriert wurde Lindenberg durch den Erfolg von Snapchat, der vor allem auf einer Funktion beruht – dass Bilder mit einem Verfallsdatum versehen werden können. „Bei Snapchat hat es genügt, ein Killer-Feature anders als die anderen zu machen“, sagt Lindenberg. Eine solche Funktion glaubt er nun mit Vobe ebenfalls gefunden zu haben. Angst vor den Konkurrenten hat Lindenberg jedenfalls nicht. Als er Stayfriends vor zwölf Jahren an den Start brachte, hatte es ebenfalls Wettbewerber gegeben. An deren Versuche erinnert sich heute jedoch kaum einer mehr. „Den Respekt, dass man es nur vom Silicon Valley aus schaffen kann, habe ich nicht. Das ist auch als deutscher Player möglich“, sagt er. Also mal sehen, was geht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false