zum Hauptinhalt
Windows7

© Getty

Windows 7: Kaufen oder warten?

Das neue Betriebssystem Windows 7 läuft stabil und schnell. Bleibt die Frage nach den anderen Programmen – und einem neuen PC.

Seit Donnerstag ist das Betriebssystem Windows 7 im Handel und wird entweder zusammen mit einem neuen Computer oder einzeln in einer Box verkauft. Seit Jahresanfang konnten es Fachleute und das breite Publikum testen. Am Betriebssystem selbst gab es erstaunlich wenig Kritik, Windows 7 sei stabil, schnell und sicher, hieß es. Eine andere Frage ist damit jedoch noch nicht beantwortet worden. Können die gewohnten Programme mit Windows 7 einfach weiterbetrieben werden? Für welche Anwendungen gibt es bereits die nötigen Updates und Patches? Oder muss man neben einem neuen Windows-Computer auch die ganzen Programme neu kaufen?

GUTE UND SCHLECHTE NACHRICHTEN

Da der Betriebssystemkern von Windows Vista in den Grundzügen in Windows 7 erhalten blieb, lassen sich zum Beispiel die bekannten Office-Programme von Microsoft oder Open Office in der neuen Umgebung unproblematisch installieren und betreiben. Das gilt gleichermaßen für Internet- oder Kommunikationsprogramme wie Firefox, Chrome oder Thunderbird. Bei den Windows-Live-Programmen Mail und Messenger von Microsoft, die nun aus dem Internet geladen und installiert werden müssen, sollte man das ohnedies erwarten können. Bei vielen anderen Anwendungen ist die Antwort jedoch komplizierter: Sie lassen sich zwar mit Windows 7 betreiben, jedoch nicht ohne Weiteres.

TÜCKEN IM DETAIL

Die deutsche Finanzsoftware Star Money, mit der man seinen Konten über das Internet verwalten kann, ist ein Beispiel dafür, welche Probleme auftreten können. So ist die Aussage, Star Money 7 laufe unter Windows 7, korrekt. Allerdings erst, nachdem eine Hürde bei der Installation überwunden wurde. Bei der Installation erscheint ein Warnhinweis über Unvereinbarkeiten bei der Sicherheitsarchitektur. Klickt man ihn weg, wird die Installation gestoppt. Dagegen hilft nur, in den Eigenschaften der Setup-Datei den sogenannten Kompatibilitätsmodus zu starten. Dabei wird dem Programm suggeriert, es laufe beispielsweise unter Windows XP mit Service Pack 3, mit vollen Administratorenrechten. Dann lässt sich Star Money 7 wie gewohnt installieren. Beim ersten Start besorgt sich das Programm die nötigen Windows-7-Updates. Vor dem nächsten Start von Star Money muss der Kompatibilitätsmodus wieder zurückgesetzt werden. Der Trick mit dem Kompatibilitätsmodus kann bei anderen Problemen hilfreich sein.

DEN WERKZEUGKASTEN AKTUALISIEREN

Vor allem bei den Werkzeugen rund um das Betriebssystem zeigt sich, dass Windows 7 mehr ist als ein Update von Windows Vista. Je tiefer die Programme in das System eingreifen, desto mehr Anpassungen waren nötig. Entsprechend kommt der Nutzer bei den Tuneup Utilities, mit denen man Windows einrichten und warten kann, nicht um einen Neukauf herum. Die neue Version Tuneup Utilities 2010 steht erst am 30. Oktober zur Verfügung, da Microsoft zwischen der letzten Vorversion und der endgültigen Windows-Fassung Veränderungen vorgenommen habe. Auch das Programm Virtual CD funktioniert komplett erst in der neuen Version 10 mit Windows 7. Virtual CD dient dazu, von CDs und DVDs virtuelle Abbilder zu erstellen, die dauerhaft auf dem Computer gespeichert werden, so dass die Datenträger – Programme, Spiele, Filme – nicht immer im Laufwerk liegen müssen. Für Besitzer älterer Varianten gibt es spezielle Upgrade-Vergünstigungen. Der Umstieg vom Brennprogramm Nero 9 auf die Windows 7 fähige Version Nero 9 Reloaded ist komplett kostenlos. Zudem sind einige neue Funktionen vor allem für HD-Videos hinzugekommen. Für das neue Acronis True Image Home 2010 ist es wichtig, zu Windows 7 kompatibel zu sein. Nur so ist sichergestellt, dass die Abbilder und Datenbackups, die unter Windows Vista erstellt wurden, auch in Zukunft gelesen werden können.

FÜR UNTERHALTUNG IST GESORGT

Für Multimedia-Programme stellt der Umstieg auf Windows 7 kein oder zumindest kein großes Problem dar. So funktioniert die Vorjahresversion von Magix Video deLuxe 15 auch mit dem neuen Windows. Aber erst die für Windows 7 zertifizierte Version 16 des Videoschnittprogrammes unterstützt die Mehrkernarchitektur aktueller Systeme. Das hat vor allem für die rechenintensive Bearbeitung von HD-Videos große Vorteile. Etwas anders sieht es bei Power DVD 9 von Cyberlink aus. Das Windows-7-fähige Programm ist seit April auf dem Markt. Für die aktuelle Version spricht aber noch ein anderer Grund: Power DVD 9 hat eine Funktion, mit der normale DVDs auf modernen Displays auf HD-Qualität hochgerechnet werden.

FERNSEHEN MIT DVB-T-STICKS

Seit der Einführung des terrestrischen Digitalfernsehens DVB-T und der Entwicklung der kleinen Empfangsadapter für den USB-Anschluss ist Fernsehen an PC und Notebook eine einfache Sache – auch unter Windows 7. Allerdings gibt es Einschränkungen bei älteren Geräten, wie bei Terratec. Zwar lässt sich der rund zwei Jahre alte Cinergy-Hybrid-Stick (45 Euro) von Terratec, der in einem früheren Tagesspiegel-Test gut abgeschnitten hat, mit Windows 7 betreiben, allerdings nur im abgesicherten Modus. Dabei vergisst das Programm beim Beenden einige Einstellungen. Dagegen läuft der aktuelle Terratec-Stick T5 (rund 90 Euro) mit seiner Doppelantenne und den zwei Empfängern bereits jetzt unter Windows 7 in vollem Funktionsumfang. Für das Neugerät wurden die Treiber direkt Windows-7-konform entwickelt, die aktualisierten Treiber für die älteren Produkte werden erst später zum Download bereitgestellt, wie das Unternehmen erklärt.

UMSTIEG NICHT IMMER SINNVOLL

Fazit: Beim Computerneukauf gibt es zumindest für Windows-Nutzer keinen Grund, sich nicht für das neue Windows 7 zu entscheiden. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass nicht alle alten Programme den Umzug überleben werden. Das ist in einigen Fällen sicherlich ärgerlich, hat aber auch Vorteile. Wer seit dem 2001 erschienenen Windows XP seine Programme nicht durch aktuellere Versionen ersetzt hat, wird von der Vielzahl der neuen Funktionen überrascht sein. Anders sieht es aus, wenn man einen guten Windows-XP-Computer besitzt – wie einen Pentium-4-Rechner mit Hyper-Threading. Ein Upgrade von Windows XP auf Windows 7 sollte genau überlegt werden. Schließlich betrifft der Umstieg nicht nur das Betriebssystem und die Anwendungsprogramme, sondern zugleich die Hardware – also Drucker, Scanner, Bluetooth-Adapter und vieles mehr. Und viele Hersteller haben bislang die Kosten für die Entwicklung von Treibern von Vista und Windows 7 gescheut.

Zur Startseite