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Staatlich gefördert? Der Freistaat Bayern bezuschusste eine Porno-Website.

© dpa

Zu PAPIER gebracht: Erotik im Schleudergang

Der Freistaat Bayern bezuschusste eine fränkische Pornoseite. Angeblich ein Versehen. Da stellt sich die Frage: Ist digitaler Sex förderungswürdig?

Sex sells. Jaja, das haben Sie schon hundert Mal gelesen. Aber wissen Sie auch, warum? Weil’s stimmt. Sex ist nicht nur das älteste, sondern auch das erfolgreichste Gewerbe der Welt. Wird nie langweilig, ist verdammt krisensicher. Ein unschlagbares Investment, gerade in Zeiten, in denen Sex schon lange nicht mehr nur analog, sondern auch digital praktiziert und konsumiert wird. Digitaler Sex verspricht Erfolg. Dachte sich auch ein bis jetzt unbekannter Schuldiger der Bayern Innovativ GmbH. Die „Gesellschaft für Innovations- und Wissenstransfer“, die 1995 vom Freistaat gegründet wurde, hat mittels Gutschein eine fränkische Pornoplattform gefördert. Fünfstellige Summe, aber hey, die Bayreuther Homepage hatte sich auch überaus hinterhältig als Start-up getarnt. Von einer „Online An- und Verkaufsplattform für Privatkunden von Erotikfilmen ab 18“ kann man sich schon mal täuschen lassen. Immerhin: FDP-Mann Martin Zeil, im Förderjahr bayerischer Wirtschaftsminister, versichert, „Pornoplattformen hätten nicht im Fokus bayerischer Wirtschaftspolitik gestanden“. Aha. Digitaler Sex also doch nicht förderungswürdig? Nicht finanziell, nicht ideell? Weder auf Pornoseiten noch in anderen Ausprägungen? Warum eigentlich nicht?

Weil digitaler Sex nichts bringt. Ich erinnere mich an die Zeit, in der meine Klasse und ich an der Journalistenschule für unser Abschlussmagazin zum Thema „Selbstoptimierung“ recherchierten. Was läge näher, als dass sich 15 junge Menschen fragen, ob und wie sich Sex verbessern ließe? Brustimplantate und Intimchirurgie fanden wir mau. Dann entdeckten wir eine App. Auf einem Smartphone installiert, sollte sie anhand von Bewegung und Geräuschkulisse während des Schäferstündchens Auskunft darüber geben, ob Mann oder Frau gut zwischen den Laken ist. Nur anschnallen müsse man das Smartphone vorher am Körper, per Riemen, an Arm oder Bein. Dann ab damit in die Kiste, einschalten vorher nicht vergessen.

Natürlich wollte keiner von uns dieses Ding wirklich mit ins Schlafzimmer nehmen. Aber ausprobieren wollten wir es schon. Ein Mann müsse testen, wurde beschlossen; Begründung: „Die bewegen sich sonst auch mehr dabei“. Kollege M. erbarmte sich, installierte die App auf seinem iPhone und testete wie folgt: Er aktivierte die App, rüttelte und schüttelte sein Handy, als sei es in den Schleudergang geraten und schrie es dabei in einer Lautstärke an, die auf uns ringsherum Versammelte doch eher bedrohlich denn erotisch wirkte. Nach einigen Minuten tat Kollege M. der Arm weh, er schaltete aus. Die App teilte ihm recht ungnädig mit, dass er bestenfalls ein mäßiger Liebhaber sei.

Kollege M. beschloss, sich im Liebesleben besser auf analoge Qualitäten zu verlassen. Wir anderen dachten ähnlich. Die App, die wir damals testeten, ist im Appstore mittlerweile nicht mehr zu finden. Bleibt die Frage, wie lange sich die Bayreuther Pornoplattform hält. Immerhin mit fünfstelliger staatlicher Förderung.

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