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Doku: Haarnetz und Segelohren

Der Kosmetikerin wird's recht sein: Eine Reihe im Dritten zum Thema Wandel der Schönheit.

1957 klang der Werbespot für eine Gesichtscreme noch wie eine Bedienungsanleitung. Da wurde der Frau jeder Handgriff erklärt, als handelte es sich um eine unbekannte Technik. Heute trägt sogar der Mann auf. Wolfgang Kleinhans zum Beispiel, ein etwas in die Jahre gekommener Bodybuilder, genannt der „Gigant von Oberhausen“, hantiert mit Quark und Gurkenscheiben. Der Mittvierziger Matthias Busemann, ein Ingenieur, geht regelmäßig zur Gesichtsbehandlung. Seiner Kosmetikerin Martina Gundelach wird’s recht sein.

Um Schönheit geht’s also in der WDR-Dokureihe „Früher. Später. Jetzt.“. Die Autoren Clemens Gersch und Michael Wieseler wollen vom Wandel der Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten erzählen. Vom Wandel im Westen Deutschlands, wohlgemerkt, jedenfalls wird im ersten Teil von der vorübergehenden Existenz eines Staates namens DDR nicht mal Notiz genommen. Auch alle „Zeitzeugen“, von der Miss Germany von 1966 aus Mönchengladbach bis zum Schaufensterpuppenhersteller aus Köln, stammen aus dem WDR-Sendegebiet. Es wäre hilfreich, wenn man beim WDR zur Kenntnis nähme, dass das dritte Fernsehprogramm nicht mehr nur in NRW zu sehen ist. Trotz dieser verengten Perspektive bietet die Reihe allgemeingültige Einsichten. Die Autoren kurven durch die Geschichte der bundesrepublikanischen Schönheitsideale. Das Beste ist ein Wiedersehen mit Schönheitschirurg Axel Neuroth, der mit seiner Frau 1992 bei „Schmidteinander“ zu Gast war. Während Harald Schmidt ein Brustimplantat knetete, verriet Frau Neuroth, dass sie sich ein solches auf Wunsch ihres Mannes habe einsetzen lassen. Herr Neuroth, der damals etwas verlegen grinste, denkt heute an eine Gesichtsstraffung. Bei sich selbst.

„Früher. Später. Jetzt.“,

WDR, 20 Uhr 15

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