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„Martin Roumagnac“ von 1946 ist der einzige Film, für den Marlene Dietrich und Jean Gabin gemeinsam vor der Kamera standen. Er ist, was auch sonst, ein Melodram. Foto: WDR

© Gabin-Museum MŽriel

Doku: So groß, so unvollendet

Die Preußin, blond und kühl, und der Franzose, wortkarg und stur: Arte zeigt die Liebesgeschichte von Marlene Dietrich und Jean Gabin.

„Er war ein zärtlicher und liebevoller Mann und er hat mich geliebt, wie ich ihn geliebt habe. Es ist ein Verlust, an den ich Tag und Nacht denke“, gesteht Marlene Dietrich dem Journalisten Louis Bozon 1983 während eines Gesprächs. Da hat sie sich längst in ihr Altbau-Appartement in der Avenue Montaigne in Paris zurückgezogen und sich zugleich der Öffentlichkeit entzogen. Nur ganz wenige Vertraute, darunter Louis Bozon, der hier Auskunft gibt, dürfen noch zu ihr kommen. Sieben Jahre zuvor, am 15. November 1976, stirbt Jean Gabin. Es ist jener große einschneidende Verlust, von dem die Dietrich spricht. Am 6. Mai 1992 schließlich stirbt sie. Von diesem Verlust, von der Liebesgeschichte, die dem vorausging und nur wenig bekannt ist, erzählt die Dokumentation „Eine unvollendete Liebe – Marlene Dietrich und Jean Gabin“ der beiden deutschen Autoren Daniel Guthmann und Christian Buckard. Dem Dietrich-Themenabend bei Arte am Sonntag geht der Spielfilm „Zeugin der Anklage“ voraus.

Jean Gabin, der bereits in den 30er Jahren als einer der größten Stars Frankreichs gilt – als er bereits Filme wie etwa Jean Renoirs „Die große Illusion“ (1937) oder Marcel Carnés „Hafen im Nebel“ (1938) gedreht hat –, begegnet der Dietrich zum ersten Mal 1938 in Paris. Man findet sich nett, sympathisch. Doch mehr ist da nicht. Als sie sich schließlich 1941 auf amerikanischem Boden wiedersehen, in Hollywood, ist da deutlich mehr: Die Preußin, blond und kühl, und der Franzose, wortkarg und stur, werden ein Liebespaar. Sie, die Deutsche, bringt ihm Englisch bei, so dass er auch in US-Produktionen mitwirken kann. Sieben Jahre soll diese Verbindung halten, es sind sieben Jahre, in die just der Zweite Weltkrieg hineinreicht und beider Leben maßgeblich prägt: Marlene Dietrich singt zur Unterhaltung der US-Truppen an der Front, Jean Gabin kämpft als Soldat, als Panzerkommandant. Gemeinsam gegen den Feind, die Nationalsozialisten.

Gabin ist nach dem Krieg verstört. Es könnte doch alles so schön sein, jetzt, wo sie sich wiederhaben und beide gesund sind, glaubt die Dietrich. Doch Gabin muss sich nach dem Krieg als Schauspieler erst neu positionieren. Nach einem Projekt, das nicht zustande kommt, soll „Martin Roumagnac“ (1946) ihr gemeinsamer Film werden. Unter der Regie von Georges Lacombe stehen sie gemeinsam in den Hauptrollen vor der Kamera, sie spielen ein Liebespaar. Das in Schwarz-Weiß gedrehte Drama ist Gabins erster Nachkriegsfilm und Dietrichs erste französische Arbeit. Dann dreht sie überwiegend in Hollywood, während er in Frankreich arbeitet. Während sie dort ihren Affären nachgeht, wartet er hier auf sie. Daran zerbricht diese Liebe.

Marlene Dietrich dreht mit Alfred Hitchcock „Stage Fright“ („Die rote Lola“, 1950), als sie schon keinen Kontakt mehr miteinander haben. Marlene Dietrich leidet darunter, dass Jean Gabin die Verbindung zu ihr radikal abgebrochen hat, sich nicht mehr bei ihr meldet und all ihre unzähligen verzweifelten Kontaktversuche schlicht ignoriert. Sie hatte unzählige Affären mit ihren Filmpartnern und Regisseuren, mit den Intellektuellen dieser Zeit, und es war selbstverständlich für sie, dass jeder Partner dies ertrug. Nur einer tat dies nicht: Gabin. 30 lange Jahre hat sie versucht, ihn wiederzusehen, ihn umzustimmen.

Vergebens. Als Gabin 1976 stirbt, da kommt dieser Tod im selben Jahr, in dem Dietrichs Ehemann Rudolf Sieber, von dem sie sich nie hat scheiden lassen, stirbt. Die einzigen beiden Männer, wird sie zu dem Journalisten Louis Bozon sagen, die ihr je wirklich etwas bedeutet hätten, gehen in einem Jahr. Ein schwerer Schlag für die Diva. Das Schmerzlichste an ihrer Liebesverbindung mit Jean Gabin muss für Marlene Dietrich ebendies gewesen sein: dass sie unvollendet blieb.

„Zeugin der Anklage“, Arte, Sonntag, 20 Uhr 15; „Eine unvollendete Liebe“, Arte, Sonntag, 22 Uhr 10

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