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Foto: SWR/Tom Oettle

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Doku: „Supernanny“ und der Tod

Als Supernanny hat sie bei RTL Kinder zu bändigen versucht. In der SWR-Doku "Expedition Familie" präsentiert sie die Lebenssituation alter Menschen.

Von Susanna Nieder

Katia Saalfrank weiß, wie man die Menschen zum Sprechen bringt. Sie führt ihre Gespräche direkt und respektvoll, das bringt ihr manche offenherzige Äußerung ein. Bekannt wurde die Diplompädagogin als „Die Supernanny“ in der gleichnamigen RTL-Serie, in der sie dysfunktionale Familien beriet. Der Sender legte die Fälle zuletzt so reißerisch an, dass dabei die Glaubwürdigkeit verloren ging; im November 2011 stieg Saalfrank aus. In der SWR-Produktion „Expedition Familie“ präsentiert sie drei sehr unterschiedliche Lebenssituationen alter Menschen. Dabei wird allergrößter Wert auf journalistisch saubere Arbeit gelegt.

So ist es möglich, dass selbst ein Todesfall vor laufender Kamera in keiner Weise sensationslüstern wirkt. Der 81-jährige, demenzkranke Johannes Stöferle ist nach einem Sturz ins Heim gekommen. Katia Saalfrank besucht die Töchter, die schwere Schuldgefühle plagen, die Enkelinnen, die Angst um den Großvater haben, die Ehefrau, die offen sagt: „Ich bin froh, dass er im Heim ist. Ich kann nicht mehr.“

Dieser zweite von drei Fällen dürfte der Realität der meisten Zuschauer am nächsten kommen. Man sieht, wie der alte Mann buchstäblich verlischt, und das ist wirklich zum Weinen. Während einer Veranstaltung im Heim erleidet er einen Herzinfarkt und ist sofort tot.

Die Bewohner vom „Ponyhof“ in Bad Krotzingen bei Freiburg sind dagegen ganz darauf eingestellt, ihre letzten Jahre zu genießen. In der WG in einer ehemaligen Pension wohnen 13 Menschen zwischen 56 und 94 Jahren zusammen, die sich um Pflege erst Gedanken machen wollen, wenn es so weit ist. Bei Familie Krepp, Hoteliers im Kraichgau, vier Generationen unter einem Dach, ist unterdessen klar: Bei uns wird keiner weggegeben.

Der SWR überlegt, ob aus dem Pilotfilm „Expedition Familie“ ein neues Dokuformat zum Thema Erziehung und Beziehungen werden kann. Man könnte es sich gut vorstellen – neue Lebensentwürfe sind in unserer alternden Gesellschaft schließlich dringend gefragt. Susanna Nieder

„Expedition Familie“, SWR, 20 Uhr 15

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