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Medien: Dokumentation: Hitler, verweht

"Was gestern war, wird morgen sein!" Der Spruch aus dem deutschen Volksmund droht erneut auf erschreckende Weise Wirklichkeit zu werden: 1952 wurde die Sozialistische Reichspartei verboten - eine kaum getarnte Nachfolgeorganisation der NSDAP.

"Was gestern war, wird morgen sein!" Der Spruch aus dem deutschen Volksmund droht erneut auf erschreckende Weise Wirklichkeit zu werden: 1952 wurde die Sozialistische Reichspartei verboten - eine kaum getarnte Nachfolgeorganisation der NSDAP. Heute wird über ein Verbot der NPD diskutiert, die Zeitungen sind voll von Übergriffen rechtsradikaler Jugendlicher auf Menschen, die nicht in ihr rechts-ideologisch geprägtes Bild vom guten Deutschen passen. Rechts zu sein, ist in bestimmten Kreisen wieder in und bietet eine sichere Methode, die Gesellschaft zu provozieren: Bei rechtsradikalen Übergriffen reagieren die Medien ungemein sensibel, schreien Politiker und die breite Öffentlichkeit auf.

Die Filmemacher Jan Peter, Yury Winterberg und Rainer Fromm hat dieses Thema nicht losgelassen: Für die dreiteilige MDR-Produktion "Nach Hitler - Radikale Rechte rüsten auf", die heute, am 21. und 28. Juni jeweils um 21 Uhr 45 in der ARD ausgestrahlt wird, begaben sie sich auf die Spuren von Tätern (Teil 1), Führern (Teil 2) und Verführern (Teil 3). Unter Führern verstehen die Filmemacher vor allem die politisch aktiven Parteivorsitzenden wie Franz Schönhuber von den Republikanern, Gerhard Frey von der DVU und Udo Voigt von der NPD, der trotz der Diskussion um seine Partei optimistisch verkündet: "Im Jahre 2006 sitzt die NPD im Deutschen Reichstag." Als Verführer werden scheinbar unpolitische Unternehmer vorgestellt, die Jugendliche mit Musik und Filmen beliefern, deren Inhalte dem rechtsradikalen Milieu zuzuordnen sind. Den Opfern, die immer wieder zu Wort kommen, wird keine eigene Folge gewidmet - nicht weil sie nicht wichtig wären, sondern weil sie an der aktuellen Entwicklung und der wachsenden Gewaltbereitschaft rechtsradikaler Schläger nichts ändern können. Schließlich werden sie in der Regel nicht angegriffen, weil sie etwas getan haben, sondern einfach nur, weil sie da sind.

Die Dokumentationsreihe zeigt die Geschichte der rechtsradikalen Bewegung in der Bundesrepublik und liefert gleichzeitig eine erschreckende Bestandsaufnahme rechtsextremer Strukturen in Deutschland heute. Die Reihe will noch mehr, sie will auch mögliche Strategien gegen rechts diskutieren: Repression und Aufklärung. Am Ende bleibt weitgehende Ratlosigkeit, angesichts einer Situation, die keiner gewollt und gegen die doch kaum einer etwas unternommen hat.

Simone Leinkauf

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