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Tour de France

© dpa

Doping und die Folgen: ARD bremst Tour de France aus

Die Entscheidung fiel einstimmig. Die ARD wird die Tour de France im kommenden Jahr nicht mehr live zeigen und auch das ZDF will die Frankreichrundfahrt nicht allein übertragen. Die Frage ist nur: Was wird aus dem Vertrag mit Tour-Veranstalter ASO?

Das Votum war eindeutig: Alle neun Intendanten der ARD haben sich am gestrigen Donnerstag einstimmig entschieden, die Tour de France im Ersten vorerst nicht mehr live zu übertragen. „Der sportliche Wert der Tour de France hat sich aufgrund der gehäuften Dopingfälle und der daraus gewonnenen Erkenntnisse erheblich reduziert. Damit ist auch der programmliche Wert stark gesunken“, sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff, der sich mit den Intendanten zur Klausurtagung im WDR-Funkhaus in Köln getroffen hatte. Das ZDF schließt sich der Entscheidung an: „Wir werden die Tour de France nicht ohne die ARD übertragen“, sagte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. Die jüngst des Dopings überführten „Gerolsteiner“-Fahrer Bernhard Kohl und Stefan Schumacher hatten die Entscheidung mit ausgelöst. „Die Intendanten sind stinkwütend, zumal Kohl zu der neuen und sauberen Generation im Radsport gezählt wurde“, sagte ARD-Sprecher Peter Meyer.

Doch selbst wenn der öffentlich-rechtliche Wille zum Ausstieg jetzt offiziell feststeht – wie er umgesetzt werden kann, bleibt fraglich. Die ARD hat wie auch das ZDF einen Vertrag mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die Tour de France 2009 bis 2011 zu übertragen. Die EBU hatte als übergeordnete Organisation von 76 öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit dem Tourveranstalter ASO den Übertragungsvertrag ausgehandelt. 3,5 Millionen Euro müssten ARD und ZDF jedes Jahr jeweils zahlen. Viele Intendanten wollen nicht gewusst haben, dass die EBU auch im Auftrag von ARD und ZDF Rechte erworben hat, hatte das NDR-Magazin „Zapp“ am Mittwoch berichtet. Die Sender hoffen nun, dass sie die „Antidoping-Klausel“ rettet, die die EBU mit der ASO vereinbart hat. Denn die entdeckten Dopingfälle zeigten, dass die Kontrollen der ASO zwar griffen, die Fahrer aber weiter dopten. ARD und ZDF müssen nun mit der EBU verhandeln, ob solche Fälle einen Ausstieg aus dem Vertrag rechtfertigen. „Wir sind optimistisch, dass diese Klausel greift“, sagte ARD-Sprecher Christian Bauer.

Doch die in Genf sitzende Organisation stellte bereits am Mittwoch klar: Neue Doping-Enthüllungen seien nicht automatisch ein Grund zum Ausstieg aus dem neuen Vertrag. Es gebe aber einen „strikten Katalog“, der es der EBU erlaube, bei einem Fehlverhalten der ASO auszusteigen.

Der Ausstieg bei der Frankreich- Schleife dürfte auch Konsequenzen für andere Radrennen haben. Die weitere Übertragung der Deutschland-Rundfahrt in der ARD gilt als unwahrscheinlich. Das Thema wurde beim Intendantentreffen nicht abschließend behandelt. Zum Tabuthema werden die Radrennen im Ersten aber nicht. In Nachrichten und Sportsendungen wird weiter darüber berichtet. Der Spartensender Eurosport will ungeachtet der aktuellen Entwicklung auch künftig Radsportveranstaltungen zeigen. Bereits bei der Tour de France 2007 hatte der Sportkanal – im Gegensatz zu ARD/ZDF – seine Berichterstattung trotz des Dopingfalls Patrik Sinkewitz fortgesetzt.

Ob und wann ARD und ZDF die Tour wieder übertragen wollen, ist unklar: „Wir werden intensiv beobachten, wie sich die Tour de France entwickelt. Ein Wiedereinstieg ist nicht ausgeschlossen, auch wenn wir wissen, dass eine dopingfreie Tour Illusion ist“, sagte ARD-Sprecher Bauer.

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