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Medien: Drama der Implosionen

Martina Gedeck und Ulrich Noethen in „Geheime Geschichten“

Ein roter Ball. Immer wieder ist er im Bild, von Anfang bis Ende. Am Anfang, da wirft ihn die elfjährige Julia (Marie-Terese Katt) in den Gartenpool und springt hinterher. Mutter Sylvia (Martina Gedeck) kann ihre Adoptivtochter herausziehen, ist erschrocken. Lange Zeit über treibt der rote Ball auf der Oberfläche des Pools ziellos umher. Nur später, da hat ihn Julia mitgenommen, als Reiner (Ulrich Noethen), der erfolgreiche Genbiologe, und seine Frau Sylvia einen letzten Rettungsversuch unternehmen, ihre marodierende Ehe nicht zerbrechen zu lassen.

Regisseurin Christine E. Wiegand („Das Alibi“, 1999) hat mit „Geheime Geschichten“ ein Drama der Implosionen gedreht. Nahezu alles scheint hier unter der Oberfläche zu geschehen, alles passiert im Innern der Personen. Personen, die sich selbst und dem anderen fremd geworden sind, nicht mehr miteinander kommunizieren können. Liebende einst, Einsame jetzt.

Die Manier, wie Christine E. Wiegand das sehr dichte Drehbuch von Hans-Ullrich Krause („Paulas Schuld“) umsetzt, erinnert etwa an die Arbeiten eines Stefan Krohmer („Ende der Saison“) oder auch eines Dominik Graf („Deine besten Jahre“). Beklemmend leise ist die Inszenierung dieser völlig unprätentiösen und zurückgenommenen Bilder. „Geheime Geschichten“ ist ein schwieriger Film, der weder unterhält noch gefällig ist. Aber nicht zuletzt durch die herausragenden Schauspieler Gedeck und Noethen wird er zweifellos einer der besten Fernsehfilme des Jahres 2004 sein.

„Geheime Geschichten“: ZDF, 20 Uhr 15

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