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Dschungelbuch (14): Die plebiszitäre Dschungel-Monarchie

Für RTL-Verhältnisse mutierte das Dschungel-Camp gestern beinahe zur Polit-Talkshow. Doch ganz gleich ob Kim Jong Un oder Brüderle, der politische Nebel blieb kleines Beiwerk zu Getier und ganz viel Glibber.

So viel Politik war selten - bei RTL. Kim Jong Un's Raketen flogen da in einem Comic durchs Bild. Auch sein Vater, Kim Jong Il, fand Erwähnung im RTL-Dickicht. Und natürlich Rainer Brüderle.

Der FDP-Spitzenkandidat war gleich zu Beginn an der Reihe und Moderatorin Sonja Zietlow fragte sicherheitshalber nochmal nach, ob es sich dabei um einen kleinen, weißhaarigen und nach Weißwein riechenden Herren handele. Vor allem wollte sie wissen, wo genau jetzt die rechte Hand des Mannes beim Walzer zu sein hat. Hat sie auch nähere Bekanntschaft mit Brüderle gemacht? Vielleicht schreibt sie es ja bald auf.

Auf jeden Fall hat es der Liberale nach der "Stern"-Geschichte um seine angebliche Übergriffigkeit gegenüber einer Redakteurin in Windeseile ins Camp geschafft - nicht persönlich, aber habituell. Nimmt man dann noch die Diskussionen um Olivia Jones und Klaus Wowereit aus den vergangenen Tagen hinzu, dann mutiert das Dschungel-Camp für RTL-Verhältnisse beinahe zur Polit-Talkshow.

Gut, der politische Nebel im Dschungel ist mehr Stichwortgeber und kleines Beiwerk zu Fischmüll, Maden und ganz viel Glibber, aber es könnte auch umgekehrt sein und wer weiß, was dann dabei herauskäme. Gänzlich unpolitisch musste sich am Donnerstag Fiona der wohl härtesten Prüfung im Camp unterziehen: ein Wissenstest. Die Fragen waren allerdings auch gemein. Wer kann sich im RTL-Kosmos schon noch an Inge Meysel erinnern und warum soll es dann eine hagere Gestalt Jahrgang 1988 tun.

Also. Fair waren dagegen die Spielregeln. Denn Fionas Spielpartnerin im Kampf um die Sterne, Claudelle, musste nur dann zwischen Spinnen und anderem Getier nach dem Stern suchen, wenn Fiona richtig geantwortet hatte - so oft kam das nicht vor. Aber von nichts kommt nichts.

Das kennt man in der Politik auch. Wahlkampf ist eben hart, darf aber auch Spaß machen - das gilt auf der Straße und auch im Dschungel. Das RTL-Elektorat hat am Donnerstag Patrick Nuo nicht mehr über die "Fünf-Prozent-Hürde" gehievt. Er ist raus. Und jetzt mal im Ernst, in welcher Monarchie gibt es so etwas schon: der König oder die Königin wird vom Volk gewählt - und das auch nur auf Zeit bis zur nächsten Staffel. Das ist vorbildlich und politisch korrekt, es lebe die plebiszitäre Dschungel-Monarchie.

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