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Indira Weis treibt sich jetzt im Dschungel herum.

© dpa

Dschungelcamp V: Das ist also Indira

Maris Hubschmid schaut sich zum ersten Mal eine Dschungelcamp-Folge an und fragt sich: Wer sind eigentlich diese Leute? Während Stars in die Lage einer Küchenschabe versetzt werden sollen, schlägt sie einen anderen Rollentausch vor.

Von Maris Hubschmid

Am Dienstagabend um 18 Uhr ruft mich mein Kollege in der Redaktion an und fragt, ob ich an seiner Stelle das Kommentieren der heutigen Dschungelcamp-Folge übernehmen kann. Ja, teile ich ihm mit, das kann ich. Was ich allerdings nicht kann, ist reinen Gewissens von mir zu behaupten, auch nur eine volle Minute irgendeiner bisher gesendeten Staffel dieses viel diskutierten Fernsehformats gesehen zu haben. Mein internetfähiges Notebook liegt deshalb mit bereits aufgerufener Google-Startseite auf meinem Schoß, als sich um 22:15 Uhr die ersten Urwaldpanoramen in meinem Wohnzimmer auftun.

"Gibt's ja gar nicht, habe ich ein Glück!", denke ich kurz darauf, als Moderatorin Sonja Zietlow dazu ansetzt, alle Kandidaten von "Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!" noch einmal vorzustellen. Und siehe da: Den ersten Promi kenne ich tatsächlich! Das ist Frauenknastfrau Katy Karrenbauer aus der Gefängnis-Serie "Hinter Gittern", montags oder dienstags oder... wann läuft die noch gleich? Jetzt brauche ich es doch, mein Notebook, und das treue Helferlein verrät mir, dass die Serie seit knapp vier Jahren abgesetzt ist. Tja.

Über Jay Khan, Ausgeburt einer Retortenband, erfahre ich aus Zietlows Kurzbeschreibung neben diesem Sachverhalt, der ja in unserer Gesellschaft keineswegs mehr ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass er Ebenfalls-Retortenband- und Lagermitglied Indira ausgesprochen sexy findet. Das ist also Indira, vermerke ich, und in dieser Ansicht unterscheiden Jay und ich uns dann schon mal. Bedauerlicherweise hält Zietlow ihr Versprechen im weiteren Verlauf der Sendung nicht ein, und so würde ich auch eine Stunde später ohne Notebook noch nicht wissen, wer eigentlich der andere athletisch gebaute, sprachlose Dunkelblonde da am Feuer ist (Schwimmer Thomas Rupprath), wer der Mann, den sie Frooonck nennen (ein Hochzeitsplaner) oder die stille, unterkühlte Brünette (Gitta Saxx). Das ist aber nicht das einzige, was mir am Ende unangenehm auffällt. Viel schlimmer wiegt, dass ich keinerlei Notizen vor mir habe: Ein leerer Zettel. Leere. Ist das nun schon eine philosophische Betrachtung?

Zum Glück ist RTL so nett, die Show unmittelbar nach ihrer Ausstrahlung in voller Länge in seiner Online-Mediathek zur Verfügung zu stellen. Und so lasse ich das Ganze noch mal vor mir ablaufen, sehe Beinah-Topmodel Sarah Knappik ein zweites Mal beim Paddeln zu, Beinah-Robbie-Williams Jay beim Duschen und dem beinah platzenden Dirk Bach bei einem schier endlosen Telefongespräch mit Sicher-nicht-Uli-Hoeneß. Am Ende stehen auf meinem Zettel die Sätze: "Boygrouptyp mag im Fernsehen nicht über Oralsex von Mit-Boygrouptyp reden"/ "Der Schauspieler, der nicht Matthieu Carriere ist und Matthieu Carriere beobachten Jay und Indira beim Baden"/ "Rainer Langhans tanzt nicht Polonaise".

Während im Dschungelcamp-Abspann in Vorbereitung auf die nächsten Folge dazu aufgerufen wird, einen Star in die Lage einer Küchenschabe zu versetzen, werbe ich dafür, es mit einem anderen Rollentausch zu versuchen: Versetzen Sie sich doch mal in die Lage der Autorin, die aus diesem Rohmaterial einen lesenswerten Text basteln soll!

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