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Medien: Du sollst dir kein Bild machen

Ein Foto dominierte die Titelseite der gestrigen „Bild“, und es war kein Nacktfoto. Gerhard Schröder war darauf zu sehen, wie er am Grab seines 1944 in Rumänien gefallenen Vaters steht.

Ein Foto dominierte die Titelseite der gestrigen „Bild“, und es war kein Nacktfoto. Gerhard Schröder war darauf zu sehen, wie er am Grab seines 1944 in Rumänien gefallenen Vaters steht. Dabei war der Friedhof von rumänischen Sicherheitskräften, wie es in solchen Fällen heißt, weiträumig abgesperrt worden.

Anders als es seinem Image entspricht, wollte Schröder diesmal ausdrücklich keine Medien dabei haben, als er am Donnerstag das Grab von Fritz Schröder besuchte. Er wollte, so hieß es, sich nicht vorwerfen lassen, dass er den Moment publizistisch auszunutzen versuche. Wo, fragten sich die den Kanzler begleitenden Journalisten und die zu Hause gebliebenen Parlamentsredakteure, kommt das Bild dann her? Der Bildnachweis hilft in dem Fall nicht weiter: Er fehlt. Auch beim dazugehörenden Text, in dem die „stille, bewegende Minute“ des Kanzlers vor dem Grab beschrieben wird, „die Hände gefaltet, der Blick geneigt“, steht kein Autor.

Der Chef der „Bild“Zeitung, Kai Diekmann, sagt nicht, woher er das Bild hat. Der Text sei teilweise aus Agenturen zusammengeschrieben worden, und auch ein „Bild“-Korrespondent reise mit Schröder mit. Niemand aus der Bundesregierung habe sich beschwert. Diekmanns Antwort beendet nicht die Spekulation, Schröders Umfeld könnte das Foto lanciert haben. Denn das Bild hat die vielen für Schröder negativen Meldungen in diesen Tagen des Hartz-IV-Streites verdrängt. Ein Regierungssprecher wollte das Foto gestern nicht kommentieren. Auch nicht, wer es gemacht haben könnte oder ob sich Schröder darüber geärgert hat. nol

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