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Medien: „Eine Talkshow soll Menschen vorführen“

Vom Ententeich ins Fernsehstudio: Erich Böhme ist die erste Schwangerschaftsvertretung für „Menschen bei Maischberger“

Herr Böhme, wie fühlt es sich an, wieder Vorsitzender einer Talkshow zu sein?

Vorsitzender ist sehr hübsch. Aber ich bin nur aushelfender Geburtshelfer von Frau Maischberger. Wie meine Kollegen und Kolleginnen Stellvertreter auch.

Man könnte auch sagen, Sie seien ein Auserwählter.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass ich auserwählt bin. Dann müsste es ja eine große Auswahl geben. Aber die gibt es nicht. Auserwählt ist also nicht.

Musste man Sie lange für „Menschen bei Maischberger“ überreden?

Für Sandra würde ich es immer machen. Jedenfalls wenn ich gesund bin. Und das bin ich.

Sehen Sie sich noch Talkshows an?

Wenn Sie auf einer ehrlichen Antwort bestehen: nein. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Talkshows démodé sein könnten. Mit den Talkshows geht es irgendwie zu Ende. Sie haben sich verbraucht. Es müsste einem mal etwas Neues einfallen. Aber was, weiß ich leider auch nicht.

Wie wär’s denn, wenn nicht die Gäste, sondern die Moderatoren von Sendung zu Sendung wechseln würden?

Das wäre witzig. Aber das wäre dann nicht mehr „Menschen bei Maischberger“. Aber Sie haben ja jetzt sieben Wochen lang die Gelegenheit zu sehen, wie das Experiment verläuft. Vielleicht gibt das ja der Sache Talkshow einen neuen Kick. Aber vielleicht wäre es ganz schön, eine Zeitlang gar keine Talkshows mehr im Fernsehen zu haben. Pause machen ist auch ganz schön. Ich weiß, wovon ich rede.

Man quält sich durch die Talkshows, oder?

Es zieht sich meistens. Aber das politische Personal, das wir zurzeit haben, gibt auch nicht mehr viel her. Die Auswahl ist sehr bescheiden. Zu viele Sendungen haben die immer gleichen Gäste.

Jetzt kommt der große Dienstag und Sie haben die große Chance, dem Genre neues Leben einzuhauchen.

Das wird nicht so einfach, wie Sie sich das vielleicht denken. Nach dem Karneval und dem großen Gesundheitskrach sind alle ein bisschen erschlafft. Da wird uns noch etwas einfallen müssen.

Ihr Thema für Dienstag heißt: „Saat der Gewalt: Wer schützt uns vor der Jugend?“ Wir hätten aber auch noch ein anderes Thema, das Ihnen gefallen könnte.

Los, her damit!

Gut Wohnen in Brandenburg, geht das?

Wohnen in Brandenburg ist etwas sehr Schönes. Aber leider kein Thema für eine Talkshow. Weil es einfach nur glücklich macht.

Aber man hört so allerhand von gewissen Aktivitäten aus dem Brandenburgischen.

Sie meinen die neuen Braunen oder die alten Zurückgebliebenen. Aber ich will Ihnen eines sagen: Wo ich wohne, und das ist sehr auf dem Lande, sehe ich keine Braunen. Vielleicht hin und wieder ein paar PDS-Wähler. Das sind aber alles ganz brave Leute.

Wie hat es Sie in die polnische Randlage verschlagen?

Sagen Sie bitte nicht polnische Randlage. Wo ich wohne, schlägt das Herz Preußens. Von Polen keine Spur, außer vielleicht auf meinem Schreibtisch, auf dem hin und wieder so etwas wie polnische Wirtschaft herrscht. Ich gucke Richtung Berlin, in einer knappen Stunde schaffe ich es von meinem Küchenherd bis zum Alexanderplatz.

Aber warum sind Sie in den Osten gezogen?

Es war eine abenteuerliche Entscheidung, aber wir haben uns gesagt, wir wollen da hin, denn da ist es schön. Nach einem Jahr Landleben kann ich Ihnen so viel sagen: Brandenburg ist das schönste Land Deutschlands.

Und so schön ruhig.

Irrsinnig. Das einzige, was Lärm macht, sind die Enten, die über unser Haus fliegen, und ein Schwanenpaar, wenn es gefüttert werden will.

Und dabei haben Sie doch im „Spiegel“ geschrieben ...

... „Ich will nicht wiedervereinigt werden.“ Den Satz kann ich inzwischen singen. Aber ich darf Ihnen sagen: Ich bin zufriedenstellend wiedervereinigt worden. Ich wohne im Herzen Deutschlands und bin mit einer Frau zusammen, die aus Sachsen-Anhalt stammt. Sie sehen, total wiedervereinigt.

Ist es nicht manchmal ein bisschen langweilig nur mit den Enten?

Wenn mich jemand fragt, ob ich nicht mal wieder was arbeiten will, dann muss ich nicht lange überlegen.

Wer hatte eigentlich die Idee zum Moderatorenkarussell für „Menschen bei Maischberger“?

So weit ich weiß Sandra Maischberger. Ich nehme es jedenfalls an, weil sie es war, die mich angerufen hat.

Könnte etwas Neues daraus werden?

Ich will es nicht beschreien. Es kann ja sein, dass meine Talkshow am Dienstagabend genauso langweilig wird wie alle anderen. Ich hoffe es nicht, aber wer weiß.

Sie haben aber richtig Lust drauf?

Natürlich, sonst hätte ich nicht zugesagt. Aber diesmal habe ich eine Brille dabei, mit der ich nah und fern sehen kann. Das hat den Vorteil, dass ich sie nicht mehr absetzen muss.

Schade eigentlich. Gibt es einen Gast, den Sie sich immer gewünscht haben, aber nie vor die Flinte bekommen haben, Dieter Bohlen vielleicht?

Den ganz sicher nicht. Eines kann ich mit äußerster Bestimmtheit sagen: Ich werde nicht unter mein Niveau gehen. Abstieg ist nicht drin. Erwin Huber von der CSU, das wäre schön. Den hätte ich zu gern gefragt, was ihn denn umtreibt, in viel zu große Schuhe schlüpfen zu wollen. Und wenn der Strauß noch leben tät ...

Helmut Kohl?

Auch nicht. Für mich wäre es das schönste Geschenk, wenn ich den Mann nie mehr hören müsste.

Haben Sie die unerhörte Aufregung über die Nachfolge von Sabine Christiansen verstanden?

Nein, das ist mir ganz und gar unerklärlich. So viel Aufregung wegen so einer kleinen Sache. Wovon reden wir? Von einer Talkshow. Eine Talkshow soll ein bisschen aufklären, ein bisschen unterhalten und Menschen vorführen, die vorzugsweise Politiker sind. Eine Talkshow verändert nicht die Welt. Wir Journalisten sollten immer schön auf dem Teppich bleiben.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

„Menschen bei Maischberger“, am Dienstag um 22 Uhr 45 in der ARD

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