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Medien: Einer, der es nicht lassen kann

Bill Clintons Zwei-Minuten-Premiere bei „60 minutes“

Rampenlicht macht süchtig. Nichts ist für einen Star schwerer zu ertragen als ein Tag ohne Publikum. Und der Wille zur Wichtigkeit ebbt nach Feierabend nicht ab. Wenn das Theaterstück geschrieben oder der Akt geprobt wurde, unterschreibt das Künstlervolk Petitionen. Vor zwanzig Jahren, als in den USA Ronald Reagan regierte, hieß es verächtlich, ein Schauspieler verstünde nichts von Politik. Heute dagegen, beim Thema Irak, werden Schauspieler plötzlich als Experten befragt. Dustin Hoffman kandidiert wohl bald um einen Sitz im Kongress.

Auch ehemalige Politiker leiden unter Aufmerksamkeitsmangel. Statt ihr Rentnerdasein zu genießen, agitieren sie weiter. Der jüngste und berühmteste Polit-Rentner ist Bill Clinton. Seine Unrast treibt ihn um die Welt, für knapp einstündige Vorträge kassiert er sechsstellige Summen, wenn er in eine Talkshow gebeten wird – ob bei Larry King oder David Letterman –, ist er dabei. Doch das reicht dem Ex-Präsidenten nicht. Jetzt tritt er, zehn Wochen lang, im Rahmen des wöchentlichen CBS-Politmagazins „60 minutes“ auf. Am Sonntag war Premiere.

Der Auftritt war ein Flop. Gut zwei Minuten dauerte der Schlagabtausch mit seinem früheren republikanischen Widersacher Robert Dole. Clinton sagte, man könne nicht Krieg im Irak führen und gleichzeitig Steuern senken. Dole, der zur Gehaltsaufbesserung für Viagra Reklame macht, erwiderte: Doch, das geht. Dann war Schluss. Die Statements der Kontrahenten waren an verschiedenen Orten aufgezeichnet worden, nicht einmal in einem gemeinsamen Raum saßen sie. Sterbenslangweilig war es.

Vielleicht sollte Bill Clinton, um im Rampenlicht zu bleiben, den umgekehrten Weg von Reagan gehen. Seine Freunde in Hollywood würden ihm die Bitte um eine Hauptrolle in einem Kinofilm gewiss nicht abschlagen.

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