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Medien: „Er ist uns voraus“

Dieter Kronzucker gratuliert Gerd Ruge zum 75. Geburtstag

Gerd Ruge war mir und meiner Journalistengeneration um Jahre voraus.

Seinen Namen habe ich das erste Mal im Zusammenhang mit einem Artikel gelesen, in dem er den damals erfundenen Liegewagen des Reisebüros „Touropa“ beschrieb. Das war 1949. Gerd Ruge arbeitete bereits für Zeitung und Hörfunk, und ich hatte als 13Jähriger eine Schülerzeitung in München gegründet. 1963 kam ich zum Westdeutschen Rundfunk, und eine meiner ersten Aufgaben war ein kleiner Bericht über John F. Kennedys Besuch in Köln. Damals erschien mir Gerd Ruge als erhabene Figur, die es bereits zum Chefredakteur gebracht hatte. 1964 war er USA-Korrespondent, meiner Ansicht nach der Traumjob. Es dauerte neun Jahre, bis ich ihm – allerdings für einen anderen Sender – nacheifern konnte.

Von den vielen imposanten Tätigkeiten, die Gerd Ruge einnahm, ist mir am eindrucksvollsten seine Reportage als Pionier in China in Erinnerung. Das war 1975, und wegen einer kleinlichen Debatte um Sendelänge und Sendeplätze ging er als erster Korrespondent für die „Welt“ nach China. Erstmals konnte ich auf Augenhöhe mit ihm arbeiten, als er in Moskau Korrespondent war und ich in Amerika mit seinem engen Freund Hans-Joachim Friedrichs Bilder aus Amerika filmen konnte.

Es gibt mindestens zwei Arten von Fernsehjournalisten. Die einen arbeiten mit der Analyse, die anderen mit der Erzählung. Als Professor für Fernsehjournalismus an der Filmhochschule für München gab Gerd Ruge seine Erfahrungen in der Analyse- und der Erzählweise des Fernsehens weiter. Auch auf der Filmhochschule habe ich es nur zu seinem Nachfolger gebracht. Er ist mir und meiner Journalistengeneration immer noch meilenweit voraus, und das liegt nicht nur am Altersunterschied.

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag wünscht Dieter Kronzucker!

Dieter Kronzucker, 67, ist Moderator und Auslandskorrespondent von Sat 1.

Die ARD hat anlässlich des Geburtstags die Samstagnacht zur Gerd-Ruge-Nacht erklärt. Zuerst zeigt sie ein Porträt: „Auf den Spuren von Gerd Ruge“, 22 Uhr 10. Anschließend bis vier Uhr morgens Dokumentationen von Gerd Ruge unter anderem aus den USA, Vietnam, Russland, China.

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