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Marlehn Thieme wird von ZDF-Intendant Thomas Bellut als neue Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates vorgestellt

© dpa

Erstmals leitet eine Frau das ZDF-Aufsichtsgremiium: Neue Vorsitzende, altes Verfahren

EKD-Vertreterin Marlehn Thieme führt künftig ZDF-Fernsehrat - und will Praxis der parteipolitisch gefärbten Freundeskreise fortsetzen

An der Spitze des ZDF-Fernsehrats steht seit Freitag erstmals eine Frau. Marlehn Thieme, Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wurde mit 36 der 50 abgegebenen Stimmen in Mainz zur Nachfolgerin des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz gewählt. Fünf Mitglieder des Aufsichtsgremiums stimmten mit Nein, außerdem gab es neun Enthaltungen. Thieme hatte keinen Gegenkandidaten. Von 1986 bis Ende 2013 arbeitete die 59-Jährige bei der Deutschen Bank AG, zuletzt als Direktorin für den Bereich Corporate Social Responsibility / Corporate Citizenship. Seit 2012 ist die verheiratete Mutter zweier Töchter Vorsitzende des von der Bundesregierung berufenen Rates für Nachhaltige Entwicklung.

Nach ihrer Wahl sagte Thieme, der zur Hälfte mit neuen Mitgliedern zusammengesetzte Fernsehrat werde eine gewisse Zeit benötigen, um als „Mannschaft“ zusammenzuwachsen. „Wir sind kleiner, weiblicher und vielfältiger geworden“, sagte die neue Vorsitzende, die dem Fernsehrat seit zwölf Jahren angehört. Das Gremium hat nunmehr 60 statt bisher 77 Mitglieder. Der Fernsehrat musste reformiert werden, weil das Bundesverfassungsgericht 2014 gefordert hatte, die Quote der Staatsvertreter auf maximal ein Drittel zu reduzieren. Thieme sagte, die Praxis der beiden parteipolitisch gefärbten Freundeskreise werde auch im neuen Fernsehrat fortgeführt. Die informellen Treffen verteidigte sie als Mittel, um den Ablauf der Sitzungen effizienter zu gestalten. Weder handele es sich dabei um „Schattenausschüsse“, noch sei die Unabhängigkeit der Mitglieder durch ihre Zugehörigkeit im CDU- oder SPD-nahen Freundeskreis eingeschränkt.

ZDF will Zusammenarbeit mit Böhmermann fortsetzen

Unmittelbar vor dem ersten Zusammentreffen des neuen Fernsehrats hatte das Gremium am Morgen zum letzten Mal in alter Besetzung getagt. Dabei diskutierten die Mitglieder unter anderem über das Erdogan-Schmähgedicht von Jan Böhmermann. Das Vorgehen des Senders, die umstrittene Böhmermann-Sendung aus der ZDF-Mediathek zu löschen, den Moderator aber im Rechtsstreit mit dem türkischen Staatschef zu unterstützen, wurde von den Gremienmitgliedern begrüßt. „Satire ist wichtig, aber nicht dazu da, Staatskrisen auszulösen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. Er kündigte an, dass der Sender die Zusammenarbeit mit Böhmermann fortsetzen werde. Auch künftig solle der Moderator vor allem für ZDFneo tätig sein. Über eine mögliche Arbeit für das Hauptprogramm werde auch gesprochen. (Mit epd)

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