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Medien: „Es muss ja nicht alles im Krach enden“

Der CDU-Politiker Heiner Geißler über das neue Streitformat „Glotz & Geißler

Es ist schon eine besondere Kombination, die der Nachrichtensender n-tv da von heute an alle vier Wochen als Talk-Doppelspitze in „Glotz & Geißler“ aufbietet: Heiner Geißler, 74, und Peter Glotz, 65.

Beide zählten zur Polit-Elite, waren Abgeordnete, Minister oder Senator und zwischen 1981 und 1987 sogar direkte Kontrahenten, Geißler als CDU-Generalsekretär und Glotz als SPD-Bundesgeschäftsführer. „Er war der Gegenspieler“, sagt Geißler, der jedoch ebenso respektvoll über Glotz spricht wie Glotz über ihn. „Wir haben ein gutes Verhältnis, aber wir sind keine Duz-Brüder“, so beschreibt Geißler das Verhältnis. „Wir haben die unvermeidliche Nähe, aber auch die nötige Distanz.“

Strategen waren beide, kantige Persönlichkeiten in den Parteizentralen, eigensinnig und rhetorisch begabt. Ähnliche Typen, die nun keine Parteibeschlüsse mehr beachten müssen. Ihre politischen Karrieren sind zu Ende, nun schreiben sie Bücher, und in den Medien werden sie gerne als „Querdenker“ herumgereicht, vor allem, weil ihre Denke so wunderbar quer zur jeweiligen Parteilinie liegt.

Das alles soll die beiden ruhelosen Ruheständler – Kommunikationswissenschaftler Peter Glotz lehrt noch an der Universität St. Gallen, Jurist Geißler ist als Vortragsreisender unterwegs – für die Idee des Produzenten Friedrich Küppersbusch von einer worthülsenfreien Debatte qualifizieren. „Gerade in unserem unruhigen und hektischen Politikbetrieb brauchen wir die Aufschlüsse, Einsichten und Durchblicke von Männern, die viel erlebt haben und niemanden schonen müssen“, sagt n-tv-Chefredakteur Markus Föderl. Die beiden Ex-Politiker sollen „wortgewaltig und ohne Rücksicht auf Parteiinteressen“ das Zeitgeschehen sezieren. Gäste würden dabei offenbar nur stören, Glotz und Geißler sind sich in „Glotz & Geißler“ selbst genug, nur Publikum wird im Studio am Schiffbauerdamm zugelassen. „Wir bauen weiter auf den n-tv-Standort Berlin“, lässt Föderl verlauten. Der Nachrichtensender, dessen Gesellschafter RTL und CNN sind, war erst kürzlich nach Köln umgezogen.

Vier oder fünf Themen werden vor jeder Live-Sendung von der Redaktion vorbereitet und dazu Einspielfilme produziert. Aber wie die 40 Minuten ablaufen, entscheiden die Matadore selbst. „Wir sind völlig frei“, sagt Geißler, der das wörtlich nehmen möchte: „Die können ja den Film abspielen, aber wir können trotzdem über etwas anderes reden.“ Es könne auch mal bei einem einzigen Thema bleiben. „Das kommt auf die Bedeutung an.“ Ein Drehbuch und festgelegte Rollen wie bei der letzten Links-rechts-TV-Kombination mit Ulrich Kienzle und Bodo Hauser („Frontal“ im ZDF) gebe es nicht. Einigkeit zwischen ihm und Peter Glotz sei „gar nicht auszuschließen. Es muss ja nicht alles im Krach enden.“

Dass „Glotz & Geißler“ einen Gegenentwurf zum üblichen Talkshow-Ritual liefern soll, bestätigt der 74-Jährige gerne: „Viele Politiker sagen in diesen großen Runden gar nicht ihre Meinung. Das sind sehr oft gestanzte, der Parteiräson geschuldete Äußerungen.“ Geißler wird es wissen, er hat selbst in zahllosen Talkshows seine Zeit verbracht. In wie vielen genau, weiß er auch nicht. „Das ist sicher eine dreistellige Zahl.“ Mit „Sabine Christiansen“, der n-tv nun dieses Format einmal im Monat vor die Nase setzt, will sich Geißler aber nicht vergleichen. Schon weil „Glotz & Geißler“ gar keine Talkshow sei, sondern „ein Streitgespräch, eine klassische Disputation, bei der man die Möglichkeit hat, eine Sache zu Ende zu diskutieren, so wie Luther und Eck auf dem Reichstag in Worms“.

Hier stehen sie also und können nicht anders? Vielleicht bieten ja „Glotz & Geißler“ eine moderne Variante von Statler & Waldorf, den bissigen Rentnern aus der Muppet-Show.

„Glotz & Geißler“: n-tv, 21 Uhr 10

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