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Zweimal Pro Sieben, einmal ARD. Nach ihrem Sieg mit „Satellite“ in Oslo tritt Lena zuerst mit zwölf Songs gegen sich selbst an, bevor es dann am 14. Mai nach Düsseldorf geht. Foto: dpa

© dpa

Eurovision Song Contest: Ein bisschen Siegen

Für Lena Meyer-Landrut beginnt mit "Unser Song für Deutschland" jetzt die Mission Titelverteidigung.

„Wow, verdammte Axt! Ist das geil. Dankeschönst!“ Sätze wie diese, mit denen sich Lena Meyer-Landrut nach dem Sieg des Eurovision Song Contests 2010 in Oslo im goldenen Buch der Stadt Hannover verewigte, waren der Grund, warum Stefan Raab und die ungleichen Partnersender ProSieben und ARD die 19-Jährige in die Mission Titelverteidigung schicken. Am Montag findet auf ProSieben die erste von drei Sendungen statt, in denen entschieden wird, mit welchem Song Lena am 14. Mai in Düsseldorf gegen die Konkurrenz aus 42 Ländern antreten wird.

Natürlich lässt sich Lena nicht unter Druck setzen: „Ich gehe da einfach so rein, wie ich lustig bin, und dann klappt das schon“, erklärt sie. „Hauptsache ich werde nicht die Letzte.“ Für solche Sprüche lieben wir Bildungsbürger unsere Lena: Sie ist genauso locker, wie wir selber gerne wären. Preußische Tugenden überlässt sie den Möchtegernstars, die sich bei Dieter Bohlen drillen lassen. Unterwürfigkeit, Disziplin, Selbstkritik – dafür stehen Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“. Lena dagegen geht den umgekehrten Weg: Sie versucht gar nicht erst, zum Stilchamäleon zu werden, das sich sekundenschnell den Anforderungen des Unterhaltungsmarktes anpassen kann. Nein, sie zeigt den stromlinienförmigen Ehrgeizlingen, wie Erfolg in der Popmusik früher mal funktionierte: Einfach man selber sein, Spaß haben, sich nicht von Älteren einreden lassen, was man wie zu machen habe. Dann bist du cool, dann werden dich die Leute lieben.

Und dann kommen auch die Automarken mit dem spießigen Image, um dich als Werbegesicht zu buchen. Pünktlich zum Start der zweiten Lenamania-Welle läuft im Fernsehen der neue Opel-Spot, in dem die Sängerin das Corsa-Sondermodell „Satellite“ fährt. Womit der Beweis erbracht wäre, dass es Lenas Popularität überhaupt nicht geschadet hat, dass es so still um sie war in den vergangenen Monaten. Im Gegenteil: Hätte Stefan Raab versucht, sein Protégé mit „Bild“-Skandälchen und Dauerpräsenz auf roten Teppichen im Gespräch zu halten, wäre die Vorfreude auf den Countdown zur Titelverteidigung nur halb so groß. Jetzt werden die Leute Lenas CD wieder hervorkramen, sich die Songs noch einmal anhören, diesen lässigen, großstädtischen, geschmacklich unangreifbaren Pop, gesungen mit charmantem englischen Akzent.

Über die insgesamt zwölf Titel, mit denen Lena am heutigen und am kommenden Montag bei „Unser Lied für Deutschland“ gegen sich selber antreten wird – und die am 8. Februar unter dem Titel „Good News“ als neues Album erscheinen – weiß man noch fast nichts. Nur so viel hat sie bislang verraten – dass die von diversen Komponisten eingereichten Stücke stilistisch äußerst vielseitig sind: „Soul und Elektro werden dabei sein, auch akustische Sachen – eben ein richtiger Eurovision- Soundtrack“. Für die TV-Dramaturgie beim Vorentscheid sorgen wechselnde Bühnenbilder in den Brainpool-Studios von Stefan Raab in Köln. Abwechselung gibt es zudem in der Jury. In die erste Show hat sich Raab als Beisitzer Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß und Unheilig-Musiker Der Graf geholt, im zweiten Halbfinale wird er von Anke Engelke und Joy Denalane unterstützt.

Mal sehen, wie viele Länder am 14. Mai Lena-Doubles ins Rennen schicken werden: Stefan Raabs Erzrivale Ralph Siegel jedenfalls, der sich seit seinem 1982er-Sieg mit „Ein bisschen Frieden“ als einzig legitimen Grand-Prix-Beauftragten sieht, tritt am 12. Februar beim Vorentscheid in Malta mit der Sängerin Domenique an: Siegels Großraumdiskostampfer „I’ll follow the sunshine“ ist dabei allerdings ebenso weit von Raabs musikalischem Niveau entfernt wie seine singende Barbiepuppe mit Lena-Frisur vom deutschen Original.

Unterdessen werden erste Zweifel geäußert, ob sich die Lenamania tatsächlich wiederholen lässt. ARD-Programmchef Volker Herres erklärt zwar, er sei nach wie vor bekennender Lenastheniker, doch die Austragung des Wettbewerbs ist für den öffentlich-rechtlichen Sender eine finanzielle Herausforderung. Auf 25 Millionen Euro werden die Kosten geschätzt, nur zwölf Millionen kämen durch Einnahmen unter anderem aus dem Ticketverkauf wieder herein, schreibt der „Spiegel“. Und der ARD-Programmbeirat befürchtet, dass Lena ihre Unbefangenheit verloren haben könnte. Sie spiele „nur noch eine Rolle“, protokollierte das Gremium nach ihrem Auftritt beim „Deutschen Fernsehpreis“. Für die ARD steht dennoch bereits jetzt fest, dass die Kooperation mit Pro Sieben auch 2012 fortgeführt wird.

„Unser Song für Deutschland“, Pro Sieben, Montag 20 Uhr 15. Zweites Halbfinale am 7. Februar, das Finale läuft am 18. Februar in der ARD.

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