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Mark Zuckerberg.

©  dpa

Facebook: War nicht so gemeint

Facebook gibt eine Kampagne gegen Google zu. Das Social Network verneint aber eine verleumderische Absicht.

Kleinmütig gestand das soziale Netzwerk Facebook am Donnerstag in den USA ein, eine wenig schmeichelhafte Kampagne gegen Internet-Gigant Google angezettelt zu haben. Allerdings habe nie die Absicht bestanden, Google damit zu verleumden. Die von Facebook engagierte PR-Agentur Burson-Marsteller, die 2008 die Präsidentschaftskampagne für Hillary Clinton betreute, sollte darauf aufmerksam machen, wie Google insgeheim Daten unter anderem von Nutzern des sozialen Netzwerks sammelt. Die Sache flog auf, als der amerikanische Anwalt und gelegentliche Google-Kritiker Christopher Soghoian die Mail-Korrespondenz mit der Agentur online stellte. Statt sich dabei helfen zu lassen, Negativberichte über Google zu verfassen und bei renommierten Medien wie der „Washington Post“ oder der „Huffington Post“ zu platzieren, machte Soghoian die Angelegenheit publik.

Für das Unternehmen von Mark Zuckerberg ist das Eingeständnis in doppelter Hinsicht ein PR-GAU. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass gerade Facebook den Konkurrenten um Werbegelder mit Datenschutzvorwürfen anschmieren wollte. Nun aber wurde die Schmutzkampagne zeitgleich mit einem peinlichen Datenleck offenbar. So hatten Anbieter von Facebook-Apps theoretisch Zugang zu den kompletten Profildaten der Mitglieder – und zwar bereits seit vier Jahren.

Die PR-Agentur Burson-Marsteller räumte am Donnerstag ein, dass mit der Aktion gegen die selbst aufgestellten Transparenzregeln verstoßen wurde, weil der Auftraggeber im Dunkeln blieb. Zugleich teilte die Agentur mit, nicht länger für Facebook zu arbeiten. Die Chefin des amerikanischen Public-Relation-Verbandes Rosanna Fiske forderte in „USA Today“ die Technologiefirmen dazu auf, zu einem fairen Wettbewerb zurückzukehren und sich darauf zu besinnen, „dass die Kunden genaue und wahrheitsgemäße Informationen erwarten“.

Die Zeitung „US Today“ hatte bereits vor einigen Tagen Wind von der Anti-Google-Kampagne bekommen, ohne allerdings den Urheber zu kennen. Auch über Microsoft oder Apple war spekuliert worden. Erst als die Internetzeitung „The Daily Beast“ Facebook mit Beweisen konfrontierte, folgte das Eingeständnis.

Facebooks Kritik an Googles Social-Circle-Dienst ist nicht einmal aus der Luft gegriffen. Tatsächlich lassen sich über die GoogleMail-Konten die Zugänge zu Netzwerken wie Facebook, Twitter und Flickr verbinden. Dies geschieht auch für deutsche GoogleMail-Nutzer in den Google-Kontoeinstellungen über den Menüpunkt „Verbundene Konten“. Google wirbt damit, dass man dadurch bei einer Internetsuche auf einen Blick sehen kann, welche Informationen die Freunde im Internet weitergegeben haben. Bei einer Suche nach einem Restaurant werden so Empfehlungen von Freunden in einem verbundenen Netzwerk mit angezeigt. Blogger Soghoian stuft Social Circle laut „New York Times“ als harmlos ein.

Die Schmutzkampagne schadet indes auch der Bloggerszene. Interessengesteuerte oder bezahlte Meinungsbeiträge in Foren und Blogs sind seit langem ein Ärgernis. Christopher Soghoian war nicht der Einzige, den die Agentur angesprochen hatte. Kurt Sagatz

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