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Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert wirft dem RBB Zensur und Mutlosigkeit vor.

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Fall Augstein: Nach Broders Abschied: Ulrich Wickert wirft RBB Zensur vor

Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert wirft dem Rundfunk Berlin-Brandenburg Zensur vor, weil Radio Eins am Freitag eine Kolumne von Henry M. Broder ausfallen lassen wollte. Einmalig, wohlgemerkt. Der RBB nennt Wickerts Kritik "leichtfertig".

Nach dem Wirbel um Henryk M. Broders Abschied vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), meldet sich nun auch Ex-„Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert zu Wort. Er wirft dem Sender in der „Bild am Sonntag“ „Zensur aus Mutlosigkeit“ vor. Broder habe mit seiner Radio-Eins-Kolumne nicht mehr auf Sendung gehen dürfen, weil er Jakob Augstein einen Antisemiten genannt habe. Stattdessen sei in der Sendung am Freitag ein Antisemitismus-Experte interviewt worden.

Tatsächlich: Henryk M. Broders Kolumne sollte am Freitag ausfallen, einmalig, so der RBB, um mit dem Antisemtismus-Experten Julius H. Schoeps über die Vorwürfe gegen Augstein zu sprechen. Der Publizist und Verleger war vom amerikanischen Simon-Wiesenthal-Zentrum in die Liste der zehn schlimmsten Antisemiten weltweit aufgenommen worden. Das Zentrum hatte diese Entscheidung unter anderem mit Aussagen von Henryk M. Broder begründet, der Augstein als "lupenreinen Antisemiten" bezeichnet hatte.

"Für Broder ist offenbar ein Antisemit, wer sich abfällig über Israel äußert. Das halte ich für Quatsch. Aber ihn deswegen aus dem Programm zu streichen, das nenne ich Zensur. Meinetswegen: Selbstzensur. Da betätigt jemand die Schere im eigenen Kopf", schreibt Wickert in der "Bild am Sonntag".

Broder selbst hat nie von Zensur gesprochen. Er bewertete den Ausfall seiner Radio-Eins-Kolumne als „illoyal und sachlich durch nichts zu rechtfertigen“, deshalb trenne er sich von dem Sender, schrieb er am Donnerstagabend auf Welt.de.

RBB-Sprecher Volker Schreck weist Wickerts Vorwurf der Zensur deshalb zurück: „Broder hat sich selbst entschieden, zu gehen, und wir akzeptieren diese Entscheidung.“ Dazu ärgere ihn Wickerts Wortwahl. Der Begriff Zensur sei „leichtfertig“ gewählt und „ein Schlag ins Gesicht für all die Menschen, die tatsächlich unter Zensur zu leiden haben.“

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