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Fans des Sängers rufen sich im Netz gegenseitig zur Selbstverletzung auf.

© Reuters

Fans rufen zur Selbstverletzung auf: Bluten für Justin Bieber

"Ritzen", "Exen", "Selfies" auf dem Gleisbett: Jugendschutz.net warnt vor gefährlichen Trends im Netz.

Die Fotos zeigen eingeritzte Fingerkuppen, Handgelenke, Unterarme, alle blutig verschmiert, darunter der Hashtag #cut4bieber. Massenweise sind die Fotos im Netz zu finden, nach dem es im vergangenen Jahr eine Meldung über den angeblichen Drogenkonsum des Teenie-Idols Justin Bieber gab. Um ihre Sympathie und Unterstützung zu dem Star zu bekunden, rufen die Fans in sozialen Netzwerken wie Facebook und Fan-Foren dazu auf, sich selbst zu verletzen – mit dramatischen Folgen.

Die Zahl der Fälle hat sich verdoppelt

Die Zahl an Beiträgen, die ein solches Verhalten im Netz glorifizieren, hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt auf rund 560 Fälle, teilt Jugendschutz.net mit – und das sind nur solche Posts, die von der Organisation registriert worden sind. Dass es sich bei dem Aufruf zum Ritzen um einen so genannten Hoax, eine Falschmeldung handelte, die von dem Portal 4Chan ausging, wussten offensichtlich nicht alle jungen Fans einzuordnen.

„Im Social Web können solche gefährlichen Verhaltensweisen schnell zu Selbstläufern werden“, sagte Friedemann Schindler, Leiter von Jugendschutz.net, als er am Donnerstag den Jahresbericht der Organisation vorstellte. Jugendliche müssten vor solchen Selbstgefährdungen besser geschützt werden. Einerseits, indem sie über die Folgen aufgeklärt werden, andererseits, indem die Portalanbieter selbst solche Beiträge löschen, um eine weitere Verbreitung zu vermeiden. Facebook kooperiere in diesem Fall gut, betonte Schindler.

Neuer Trend: Selfies auf dem Gleisbett

Mehr als 30 000 Inhalte hat die Organisation 2013 auf eine mögliche Jugendgefährdung hin geprüft, mehr als 8000 Verstöße registriert, der Großteil bei ausländischen Diensten wie Facebook, Youtube und Twitter, nur ein Sechstel sei deutscher Herkunft gewesen. Zu den häufigsten Verstößen gehören Pornografie mit 34 Prozent, sexueller Missbrauch von Kindern mit 28 Prozent und extremistische Inhalte mit 22 Prozent. Insgesamt sei die Zahl der Verstöße aber seit mehreren Jahren auf etwa dem gleichen Niveau.

Mit nachgestellten Modellen warnt die Bundespolizei Jugendliche davor, Selfies im Gleisbett zu schießen. Es gab bereits mehrere Todesfälle in Deutschland.
Mit nachgestellten Modellen warnt die Bundespolizei Jugendliche davor, Selfies im Gleisbett zu schießen. Es gab bereits mehrere Todesfälle in Deutschland.

© dpa

Weitere problematische Trends neben #cut4bieber seien der Aufruf zum sogenannten #exen, bei dem sich Jugendliche gegenseitig als eine Art Mutprobe motivierten, alkoholische Getränke in einem Zug zu trinken und das Video als Beweis zu veröffentlichen.

Schindler warnte auch vor dem neuen Trend, dass sich 12- bis 14-Jährige in ein Gleisbett legen oder sich dicht an ein Gleisbett stellen, um von sich und dem herannahenden Zug im möglichst letzten Moment ein Selfie, also ein Selbstporträt, zu schießen. Vier Kinder seien dabei in Deutschland in diesem Jahr schon gestorben.

Zwar würden Facebook und andere Netzwerke auf Meldungen von Jugendschutz.net hin Beiträge löschen, doch noch immer seien die Dienste nicht ausreichend proaktiv tätig. „Das muss sich ändern“, forderte Siegfried Schneider, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz. Auch, weil immer mehr Jugendliche mit Smartphones online seien, ohne dass Eltern die Inhalte kontrollieren könnten. Umso notwendiger sei es, die Medienkompetenz von Kindern deutlich zu stärken. Sonja Álvarez

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