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Medien: "FAZ": Artikel von Dieter Eckart in "Message, Internationale Fachzeitschrift für Journalismus" (Auszug)

Der neue Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Dieter Eckart, schrieb vor einem Jahr in Ausgabe 3/2000 von "Message, Internationale Fachzeitschrift für Journalismus":Jeder weiß es: Journalisten sind neugierig und hören das Gras wachsen. Deswegen zerbricht sich der politische Journalist auch gerne den Kopf über den DAX, die jüngste Großfusion, die neue Opernpremiere oder über ein besonders missratenes Fußballländerspiel.

Der neue Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Dieter Eckart, schrieb vor einem Jahr in Ausgabe 3/2000 von "Message, Internationale Fachzeitschrift für Journalismus":

Jeder weiß es: Journalisten sind neugierig und hören das Gras wachsen. Deswegen zerbricht sich der politische Journalist auch gerne den Kopf über den DAX, die jüngste Großfusion, die neue Opernpremiere oder über ein besonders missratenes Fußballländerspiel. Nur schreiben wird er darüber nicht. Dafür sind die Profis da. (...)

Anders, ganz anders sieht die Sache bei den Kollegen im Feuilleton aus. Erstens interessieren sie sich fast immer für fast alles, zweitens wissen sie viel über vieles, drittens und vor allem gibt es fast nichts auf dieser bunten, unübersichtlichen und manchmal grausamen Welt, das nicht mehr oder weniger klar erkennbar irgendeine Wurzel in Kultur und Zivilisation, seine Wirkungen auf Kultur und Zivilisation hätte. So ist - und noch nicht einmal ganz zu Unrecht - kein Thema vor einem Feuilletonisten sicher, der Feuilletonist allerdings auch nicht vor der Gefahr, sich ganz auf das fremde Terrain zu begeben und sich dort im schlimmeren, aber nicht unwahrscheinlichen Fall zu verlaufen. Das wäre weder für ihn erfreulich, noch seinem Ressort förderlich, noch der ganzen Zeitung nützlich.

(...) Es hat natürlich viel für sich, wenn all dies in einigermaßen enger Abstimmung geschieht, wodurch sich Groll in den betreffenden Ressorts vermeiden lässt - sachliche Fehler und Doppelungen auch. Eine gewisse feuilletonistische Zurückhaltung wäre also angezeigt, auch weil bei allzu überbordender Beschäftigung mit ressortfremden Themen die Stoffe vernachlässigt werden könnten, die nicht nur de konservative Leser im Feuilleton seiner Zeitung zu finden hofft: Theater-, Konzert- und Opernkritiken, Berichte aus Bayreuth und Salzburg, Buchbesprechungen, das weite Feld der bildenden Kunst. Sollten diese Themen zu kurz kommen, spät oder gar zu spät abgehandelt werden, wären nicht nur die Fachredakteure unzufrieden, sondern vor allem die Leser. Und das kann auch der einfallsreichste und abenteuerlustigste Feuilletonredakteur nicht wollen.

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