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Tim Cook will sich vom FBI keine Hintertüren zum iPhone-System vorschreiben lassen. Aber allein, dass es solche geben kann, schadet dem Unternehmen bereits.

© dpa

FBI vs. Apple: Den Kampf um Glaubwürdigkeit schon halb verloren

Das FBI will Apple zwingen, den Sicherheitsschutz beim iPhone des Attentäters von San Bernardino auszuhebeln. Was ist wichtiger, der Schutz der Privatsphäre von Kunden oder der vor Terror? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Allein die Antwort von Apple-Chef Tim Cook auf die Forderung des FBI stellt ein Eingeständnis dar: Die Sicherheit eines iPhones und somit jedes anderen digitalen Gerätes ist nur ein frommer Wunsch. Die amerikanische Bundespolizei will den Smartphone-Hersteller dazu zwingen, den angeblich unknackbaren Sicherheitsschutz auszuhebeln.

Konkret geht es um das iPhone von Syed Rizwan Farook, der mit seiner Frau vor zwei Monaten 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino erschoss, bevor das Paar selbst getötet wurde. Das FBI erhofft sich von den Smartphone-Daten wichtige Erkenntnisse über die Motive des Paares und wie nah sie dem „Islamischen Staat“ gestanden haben.

Der Streit berührt die Grundfeste der IT-Branche

Der Streit zwischen dem FBI und Apple berührt die Grundfesten einer ganzen Branche. Denn wenn Apple nachgibt, zeigt es, dass ein iPhone ebenso wenig unknackbar ist, wie einst die Titanic unsinkbar war. Die wirklich spannende Frage lautet jedoch anders: Was ist wichtiger, die Privatsphäre von Smartphone-Nutzern oder der Schutz vor dem Terror?

Auf dem Spiel steht die Glaubwürdigkeit der Daten-Branche, sollte Apple den Ermittlungsbehörden nun eine Hintertür bauen. Nur mühsam war es den IT-Firmen von Apple über Facebook bis hin zu Google gelungen, das verlorene Vertrauen nach den Enthüllungen von Edward Snowden wieder ein Stück weit herzustellen. Cloudanbieter wie Microsoft sahen sich gezwungen, in Europa neue Serverfarmen aufzubauen, die von lokalen Treuhändern wie der Deutschen Telekom betrieben werden. „Seht her, wir haben selbst keinen Zugriff auf eure Daten“, lautet die Botschaft, die Apple beim iPhone sogar fest in die Programmierung eingebaut hat. Sind die Daten verschlüsselt, kommt keiner daran, heißt das Versprechen. Und wer mehr als zehn Mal eine falsche vierstellige Pin eingibt, löst die unwiederbringliche Löschung der gespeicherten Inhalte aus.

Selbst das Zerlegen des Handys hilft nicht weiter, wie leidgeplagte iPhone-Besitzer wissen, die mit einem kaputten Smartphone in einen Apple Store gehen und darum bitten, man möge doch irgendwie die Daten aus dem Gerät herausholen. „Geht nicht, das ist der Preis der Sicherheit“, heißt es dann. Die Apple-Kunden erhalten zwar nicht ihre Daten zurück, haben aber das gute Gefühl, dass ihre Privatsphäre gewahrt bleibt.

Wer soll das Sicherheitsversprechen noch glauben?

Den Kampf um die Glaubwürdigkeit haben Apple und die anderen IT-Firmen allerdings schon so gut wie verloren. Das Versprechen der absolut sicheren Privatsphäre beruhte darauf, dass es keinen Weg gab, den Passwortschutz auszuhebeln, ohne die Daten zu zerstören. Doch offenbar ist genau dies möglich, wenn Apple das Betriebssystem eines iPhone so modifizieren kann, dass die 10000 Pin-Kombinationen innerhalb der Zeit abgespielt werden können, die für die erlaubten zehn Versuche zur Verfügung stehen. Dass dies möglich ist – dem hat Tim Cook jedenfalls nicht widersprochen. Dabei ist es unerheblich, ob Apple die vom Magistratsgericht zugebilligten fünf Bedenktage verstreichen lässt oder einwilligt. Denn wenn der Hersteller die Software ändern kann, ist dies auch anderen Experten und somit Geheimdiensten möglich.

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