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Fernsehen: Der Pott kocht

Der Sat-1-Film "Die Hitzewelle – Keiner kann entkommen" erzeugt selbst lebensbedrohliche beim Zuschauer. Susanna Simon spielt eine Hydrologin.

Ist noch nicht da, könnte aber kommen: Fernsehen mit Ökosiegel. Die Produktion des Sat-1-Films soll nach Prima-Klima-Regeln abgelaufen sein: Die Darsteller fuhren mit der Bahn zum Drehort, wurden in Wagen mit Hybridmotoren transportiert, nur wiederverwendbares Besteck war beim Catering erlaubt. In diesem Geist lädt sich „Die Hitzewelle – Keiner kann entkommen“ auf. Der Ruhrpott kocht, seit Wochen steigen die Temperaturen in die Siedezone, das Wasser wird knapper und knapper. Der Ministerpräsident beruft Dr. Martina Fechner (Susanna Simon) an die Spitze seines Krisenstabes.

Die Hydrologin kämpft, je länger, desto energischer und verschwitzter, gegen ein Interessengeflecht aus Politik und Wirtschaft. Dann taucht auf der Gegenseite auch noch der One-Night-Stand Dirk Berger (Johannes Brandrup) auf, die große Katastrophe vervielfältigt sich in mannigfach kleine, Kinder, Alte, Fechners Fahrer, Tiere, keine Sekunde, in der die Verzweiflung der Verzweifelten nicht wächst.

Was sich die Autoren Sarah Schnier und Carl-Christian Schnier da ausgedacht haben, lappt bei aller Pulstreiberei nicht rüber in die Spezialeffektehuberei des Katastrophenfilms. Auch Regisseur Gregor Schnitzler bringt die Bilder zwischen den staubbraunen Trockenaufnahmen fürs große Ganze und den intensiven Interieurs des menschlichen Nahkampfes so kalkuliert in ein Gleichgewicht, dass der Zuschauer mitgenommen wird in und von einem durchaus realistischen Szenario. Nur ein bisschen treibt „Die Hitzewelle“ zum atemlosen Ökothriller aus, doch anders als Monsterwellen, Feuersbrünste und Hageleinschläge ist die Kombination aus Megahitze und Wassernot sehr deutschfreundlich: kann im Pott ebenso passieren wie in Berlin oder in Niedersachsen.

Susanna Simon spielt die Hydrologin. Sie spielt sie mit dem Gestus der promovierten Wissenschaftlerin: Bei aller Katastrophenstimmung muss der Verstand obsiegen, die Liebelei wird im Schlagschatten der Geschichte mitgeschleppt. Bei der Simon drehen sich die Arme nicht wie Windkrafträder, werden die schönen Augen nicht zu Bullaugen aufgerissen. Dr. Martina Fechner rettet den Pott überzeugend vorm Überkochen. Johannes Brandrup als Stauseeaufseher kann ihr das Wasser reichen, drumherum wuselt viel Ruhrpottcharme aus der Retorte, sind die bösen Buben aus Politik und Wirtschaft unübersehbar böse. Und was die Katastrophe überwinden hilft? Der menschliche Soli-Faktor. Joachim Huber

„Die Hitzewelle – Keiner kann entkommen“, Sat 1, 20 Uhr 15

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