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FERNSEHEN: Der ursprüngliche Film über den homosexuellen Politiker Harvey Milk

Harvey Mlik war der erste bekennende Homosexuelle, der in den Stadtrat von San Franciso gewählt wurde. 1978, im Alter von 48 Jahren, fiel er einem Mordattentat zum Opfer. "The Times of Harvey Milk", eine Dokumentation, entstand 1984 und damit lange vor dem Hollywood-Film "Milk".

Harvey Milk war bekanntlich 1978, im Alter von 48 Jahren, einer Gewalttat tödlich zum Opfer gefallen. Er, der erste bekennende Homosexuelle, der in den Stadtrat von San Francisco gewählt wurde, und George Moscone, damaliger Bürgermeister, waren von einem demissionierten Amtskollegen niedergeschossen worden. An "Milk" und an seine kurze politische Laufbahn erinnerte in jüngster Zeit und mit fulminantem Erfolg der gleichnamige Spielfilm, den Gus van Sant mit Sean Penn in der Titelrolle gedreht hatte. Das dokumentarische Original allerdings, "The Times of Harvey Milk" von Robert Epstein, das ein Vierteljahrhundert zuvor entstand, wird erst jetzt im Fernsehen erstmals bundesweit ausgestrahlt. Das erstaunt. Denn Epsteins Chronik, die mit vergleichsweise ausführlichen Interviews mit Zeitzeugen durchwebt ist, war ein Film, der seit den achtziger Jahren wie kaum ein zweiter zur Stärkung der schwulen Bürgerrechtsbewegungen in den USA und auch in Europa beigetragen hatte.

Anlass für die Produktion des Films war eine Berufsverbotsinitiative, über die Epstein berichten wollte. In Kalifornien wurde ein Gesetzesentwurf zur Volksabstimmung eingebracht, demzufolge sämtliche Lehrer, die homosexuell waren oder die Rechte von Homosexuellen unterstützten, aus dem öffentlichen Schulwesen zu entlassen gewesen wären. Dass der Entwurf am 7. November 1978 abgelehnt wurde, war in nicht geringem Maße dem Einsatz von Harvey Milk zu verdanken. Und dass zwanzig Tage später Milk ermordet wurde, war für den Filmemacher der Wendepunkt, an dem er sein Projekt zu einem biographischen Porträt umwidmete. Milk seinerseits wusste um seine Geltung. Und um die Gefahr, der er sich, zumal als Politiker in den USA, zunehmend exponierte. Eine Tonbandaufzeichnung hatte er hinterlassen, mit der er noch im Falle seiner Ermordung Einfluss nehmen wollte. Dem Film von Epstein dient das Band als emphatische Richtschnur. So einprägsam, so ostentativ bescheiden ist Harvey Milks Stimme, dass man sie gerne gehört hätte. Sie lässt fast die andere Seite von Milks Charakter vergessen, von der, nur äußerst gelegentlich, seine Begleiter im Interview mit Epstein berichten: Aufbrausend war er offenbar, "a difficult person to work with", wie die Leiterin seines Werbefeldzugs einmal eingesteht.

"Wer war Harvey Milk?" 3sat, 21 Uhr 45

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