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Fernsehen: Hinter fremden Türen

Oliver Briesch lädt auf Kabel 1 zu Home-Storys ein.

Als Oliver Briesch zum ersten Mal einen Beitrag live im Radio vorlesen durfte, fand er das so aufregend wie Sex. Dabei war sein Debüt eher unspektakulär: Bundesliga-Halbzeit-Ergebnisse, kurz und knapp in einer Nachrichtensendung beim Sender Radioropa Info. 1995 war das und Briesch ein Student in Trier. Mittlerweile ist es für den 32-Jährigen Routine, seine Stimme im Radio zu hören. Beim WDR-Sender 1Live moderiert er alle zwei Wochen die Morgensendung von fünf Uhr bis zehn Uhr. Jetzt wagt Briesch ein neues erstes Mal: im Fernsehen. Beim Sender Kabel 1 startet heute seine „Quiz- Tour“.

Das Konzept ist neu: Briesch überrascht Menschen in ihren Wohnungen, die zuvor von ihren Freunden als „Sofa-Klugscheißer“ geoutet wurden – weil sie behaupten, immer alles besser zu wissen als die Quizshow-Kandidaten bei „Wer wird Millionär?“ und Co. Briesch soll nun in ihrem heimischen Couch-Kompetenzzentrum überprüfen, ob sie tatsächlich so viel Ahnung haben. Seine Fragen drehen sich beispielsweise um Politik, Geschichte, Sport und Gesellschaft. Zu gewinnen gibt es bis zu 2000 Euro. Wer nicht weiterweiß, darf den Nachbarschafts- oder Privatjoker ziehen. Bei Letzterem sollte der Kandidat allerdings wissen, was beispielsweise auf dem Bild zu sehen ist, das seit zehn Jahren über seiner Couch hängt. Das schafft nicht jeder, musste Briesch feststellen: „Es ist interessant, wie wenig manche Leute ihre eigene Wohnung kennen.“

Der große Reiz seiner Show ist für Briesch, dass er den Zuschauern einen Blick hinter die Türen fremder Menschen gewährt. „Wir befriedigen den Voyeurismus der Zuschauer“, sagte der Moderator. Von großen Villen bis hin zum kleinen Studentenappartement seien alle Wohnungstypen vertreten – teilweise in chaotischem Zustand, denn niemand weiß im Vorfeld vom Auftritt in der Quizsendung. Entsprechend überrascht reagieren die Kandidaten, wenn plötzlich ein Fernsehteam vor ihrer Tür steht. „Viele sind erst gehemmt. Aber ich kann auf eine ungezwungene Art mit Menschen reden“, sagte Briesch.

Briesch musste sich zunächst an sein neues Arbeitsumfeld gewöhnen. Zwar moderierte er bereits die „Eins Live Krone“ und machte bei der Sat-1-Panelshow „Was denkt Deutschland?“ mit, doch eine eigene Sendung mit 20 Folgen zu produzieren, ist eine neue Erfahrung: „Beim Radio brauche ich nur mein Mikrofon. Aber jetzt kommen Kameras, Licht und andere Technik hinzu. Da muss ich geduldig sein, bevor ich loslegen darf“, sagte er.

Briesch wagt den Schritt ins Fernsehen, weil er sich weiterentwickeln will: „Jetzt ist es nicht nur mein Mund, auf den ich mich konzentrieren muss. Aber ich finde Radio weiterhin spannend und kann mir nicht vorstellen, es zu verlassen.“ Wenn die „Quiz-Tour“ gut läuft, schließt Kabel 1eine Verlängerung seiner Sendung nicht aus. Briesch kann sich auch Größeres vorstellen, ein Format wie „Stern TV“ beispielsweise. Diese Woche muss er aber erst mal wieder früh aufstehen und bei 1Live die Morgensendung moderieren. Um 3 Uhr 30 klingelt sein Wecker, seine „Quiz Tour“ will er sich deshalb als „Betthupferl“ gönnen. Sonja Pohlmann

„Quiz-Tour“, Kabel 1, 19 Uhr 15

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