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Fernsehen: Muss Sat 1 von Berlin nach München?

Mit einer Mail wollte Guillaume de Posch die Mitarbeiter der ProSiebenSat1Media AG beruhigen, nachdem erneut Unruhe über die Zukunft des Fernsehkonzerns aufgekommen war. Gelungen ist es ihm nicht.

Guillaume de Posch hat noch am Wochenende reagiert. Mit einer Mail an die Mitarbeiter der ProSiebenSat1Media AG wollte der Vorstandsvorsitzende die neu aufgeflammte Unruhe über die Zukunft des Fernsehkonzerns aus der Welt schaffen. Nicht alle Mitarbeiter mussten sich in gleicher Weise betroffen fühlen, aber das Personal des Berliner Senders Sat 1 auf jeden Fall. Ein "Spiegel"-Artikel hatte über einen anstehenden Umzug von Sat 1 in die Senderzentrale nach München-Unterföhring spekuliert.

De Posch ging in seiner Mail nicht auf diesen speziellen Punkt ein, er schrieb von einer "Reihe von Mutmaßungen". Tatsächlich sei die Sendergruppe mitten im Prüfungsprozess für das Budget 2009, befinde man sich in einem "extrem schwierigen Marktumfeld". Es werde über alle Möglichkeiten an allen Standorten in ganz Europa nachgedacht. "Aber auch hier gilt: Sie werden von mir informiert und nicht vom 'Spiegel'."

Es ist leerer geworden im Sendergebäude von Sat 1 in Berlin-Mitte Ecke Oberwall-/Jägerstraße. Als Folge des Umzugs des Nachrichtensenders N 24 an den Potsdamer Platz werden Mieter für die frei gewordenen Teile der Immobilie gesucht, an die der TV-Konzern über einen langen Pachtvertrag gebunden ist. Rund 200 Sat-1-Mitarbeiter plus Personal der ProSiebenSat1 Produktion haben dort ihre Arbeitsplätze. Zwei "Denkschulen" prägen den Entscheidungsprozess über einen Wechsel nach München. Ein Umzug kostet eine zweistellige Millionensumme, senkt à la longue in einer Zentrale für Pro 7, Kabel 1, 9Live und Sat 1 die Gesamtkosten. Das exerziert die RTL Group vor, die alle deutschen Sender am Rheinufer in Köln konzentrieren wird. Die andere Denkrichtung betrifft das Programm: Schadet ein Umzug nicht dem kreativen Prozess des Fernsehmachens, zumal nicht alle Mitarbeiter mitgehen würden? Müsste nicht alle Kraft in die Frage gesteckt werden, wie man mehr als elf Prozent Marktanteile bekommt, so dass die Erlöse steigen? Wirklich beruhigt sind Sat-1-Mitarbeiter nach der Chef-Mail nicht.

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