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Für Drogenfahnderin Melissa Mainhard (Ina Weisse) wird es immer komplizierter, ihre schwere Erkrankung vor den Kollegen (v.l. Boris Aljinovic, Dominic Raacke, Ernst-Georg Schwill) zu verheimlichen. Foto: RBB

© rbb/Volker Roloff

Fernsehen: RBB-"Tatort": Letzte Fragen

Die außergewöhnliche „Tatort“-Folge „Dinge, die noch zu tun sind“ ist Teil der ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“. Den Krimi als Pflichtübung abzutun, wäre jedoch ein großer Fehler.

Ein Kommissar der Mordkommission lebt unweigerlich mit dem Tod, Tötungsdelikte sind quasi sein tägliches Geschäft. In den „Tatort“-Krimis der ARD wurde das zum Prinzip erhoben, so gut wie jede Folge beginnt mit einem Mord. Der RBB-„Tatort“ an diesem Sonntag macht da keine Ausnahme. In der Anfangsszene stirbt ein offenbar drogensüchtiger Mensch qualvoll an einer Überdosis. Dass ein anderer Mann den Notruf wählt, dem Sterbenden das Telefon hinhält, und dann das Weite sucht, deutet indes darauf hin: Hier geht es um mehr als einen weiteren Goldenen Schuss. Und um mehr als einen weiteren „Tatort“ aus Berlin, denn die Folge „Dinge, die noch zu tun sind“ ist Teil der Themenwoche „Leben mit dem Tod“, die in der ARD noch bis zum 23. November läuft.

Als erste Ermittler treffen diesmal nicht die Berliner „Tatort“-Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) am Schauplatz ein, sie werden erst später hinzugerufen. Zuvor hat bereits Melissa Mainhard (Ina Weisse) die Leiche untersucht. Sie gehört zum Rauschgiftdezernat und wurde zur „Überdosis“ gerufen. Doch die Fesselspuren an den Handgelenken deuten auf ein Verbrechen hin. Ritter, Stark und Mainhard ermitteln gemeinsam.

Motiv für den Mord ist offensichtlich eine neue Designerdroge namens „Heaven“, mit der sich beste Geschäfte machen lassen. Aus der Wohnung des ermordeten Drogenherstellers wurde ein PC gestohlen – mitsamt Rezeptur und Kundenliste. Verdächtige gibt es genug, sei es Ex-Geschäftspartner Dirk Regler (Barnaby Metschurat) oder Drogengroßhändler Ivo Kaminski (Gerdy Zint). Es wird jedenfalls nicht bei einem Toten bleiben.

Zu einem besonderen, auch besonders sehenswerten „Tatort“ wird die Folge jedoch durch die von Ina Weisse gespielte Drogenfahnderin. Sie ist unheilbar krank, nur mit Hilfe von Morphinpflastern kann sie die Schmerzen noch lindern. Doch sie will sich nichts anmerken lassen, nach außen soll alles einen normalen Anschein behalten. Melissa Mainhard ist Mutter zweier Töchter, die ältere an der Schwelle zur Erwachsenen, die sich nichts mehr sagen lassen möchte, die andere einige Jahre jünger. Melissa Mainhard verschweigt ihre tödliche Krankheit, auch gegenüber ihren Kindern. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie man selbst in dieser Situation verfahren würde. Ist es nicht ihre Pflicht, die Kinder auf das Unvermeidliche vorzubereiten. Und wie geht man mit einem Todkranken um?

Es ist nur konsequent, wenn die ARD den „Tatort“ in die Themenwoche Tod einbezieht. Oft genug wird das Thema ausgeblendet, das Sterben in Alten- und Pflegeheime abgeschoben oder im Fernsehen auf späte Sendeplätze verbannt. Zur Primetime am Sonntag im „Tatort“ besteht diese Gefahr nicht. Zumal zugleich ein interessanter Fall geschildert wird.

Das schwierige Thema fordert die Akteure: Dominic Raacke gibt einen sehr einfühlsamen Till Ritter, der von seiner Kollegin angezogen wird, um dann noch härter von der tödlichen Realität getroffen zu werden. Boris Aljinovic agiert als Felix Stark anfangs sehr distanziert, stellt sich dann aber doch dem Thema. Und Ina Weisse lässt den Zuschauer Melissa Mainhards Schicksal mitfühlen, ohne dass der Film ins Melodramatische abrutscht.

Dass dieser „Tatort“ einige Diskussionen auslösen wird, hat allerdings nicht nur mit dem schwierigen Umgang mit Tod und Sterben zu tun. Die Story rüttelt auch sonst an ehernen „Tatort“-Gesetzen. Wenn damit erreicht wird, dass man sich länger mit dem zentralen Thema dieser außergewöhnlichen Folge beschäftigt, ist das jedoch durchaus legitim.

„Tatort: Dinge, die noch zu tun sind“, ARD, Sonntag 20 Uhr 15

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