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"Ich bin ein Berliner!" - David Hasselhoff in "Promi Big Brother".

© dpa

Fernsehen: "The Hoff" ist letzte Hoffnung für Promi Big Brother

Lahme Gags, öde Promis: Der gestrige Auftakt zu "Promi Big Brother" markiert wohl den Tiefpunkt des bisherigen TV-Jahres. Die Sendung hat nur noch eine Chance - und die trägt eine Blinke-Blinke-Jacke.

Jetzt hat also auch Sat 1 seinen Recyclinghof. „Promi Big Brother“ heißt er, vermeintlich bekannte Personen sollen hier ihren letzten Auftritt haben, bevor sie endgültig von der Bühne verschwinden. RTL hat diese Idee perfektioniert mit dem „Promi Dinner“ auf seinem Ableger Vox, vor allem aber mit dem „Dschungelcamp“, das bereits für den Grimme-Preis nominiert gewesen ist. Mit diesem Format will es Sat1 jetzt aufnehmen und gleich die Sendung selbst mitrecyclen, denn eine zeitlang lief „Big Brother“ bereits erfolgreich bei RTL2. Doch schon mit der Auftaktsendung am Freitagabend ist der Münchner Privatsender kläglich gescheitert. Er dürfte gar den Tiefpunkt des bisherigen TV-Jahres markiert haben. Selbst das Moderatorenpaar Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher konnte kaum verbergen, wie angeödet es von den dreieinhalb Stunden Live-Sendung schien. Nur einer wird die Sendung jetzt vielleicht noch retten können: David Hasselhoff.    

Ein Studio wie ein feuchter Traum von Harald Glööckler

Grundsätzlich ist die Idee von „Promi Big Brother“ vielversprechend. 15 Tage lang wohnen die „Promis“ zusammen in einem Container, sie müssen verschiedene Aufgaben erledigen, werden dauerbeobachtet und am Ende gibt es einen Sieger gewählt –  eben ähnlich wie beim „Dschungelcamp“, nur steht das Studio nicht in Australien, sondern in Berlin und sieht aus wie ein feuchter Traum von Harald Glöööööckler.

Doch bei den entscheidenden Dingen, die das „Dschungelcamp“ glänzen lässt mit seinem Moderatorenpaar Sonja Zietlow und Daniel Hartwich (und früher Dirk Bach), hat Sat 1 versagt: Bei der Auswahl der Prominenten. Und bei den Gags, die dem Moderatorenpaar geschrieben werden. Es gab, in jeweils beiden Fällen, keinen einzigen Treffer.

Promis aus der Liga Z

Sicher, auch beim „Dschungelcamp“ erwartet kein Zuschauer Promis aus der Kategorie A, aber dass „Promi Big Brother“ zum Scheitern verurteilt ist, ahnten offensichtlich selbst diejenigen aus der Liga Y - und so blieb nur die Abteilung Z. Eingezogen sind unter anderem eine neue Sara „Dingens“, ein Junge, der was mit Youtube macht und ein Mann, der aussieht „wie die Wiedergeburt von Elvis Presley“. Den Sänger Fancy meinte die Ex-Moderatorin Marijke Amado damit, die neben Jenny Elvers-Elbertzhagen, Martin Semmelrogge und selbstverständlich - „The Hoff“ - zu den prominenteren Teilnehmern gehört. Sat 1 scheint ein echtes Relevanzproblem zu haben. „Wir nehmen nicht jeden“, sagte Pocher großmütig, eher hätte es wohl heißen müssen: „Wir kriegen fast keinen.“

Das wiederum ergab hübsche Szenen: Ratlos begrüßten sich die Teilnehmer untereinander, jeweils überspielend, dass sie den anderen nicht kannten, jeweils davon ausgehend, dass sie ja allen bekannt sein dürften. Immer wieder musste auch das Moderatorenpaar auf seine Karten schauen, um zu wissen, wen sie denn da eigentlich gerade vorstellen. Für sich allein mögen Pocher und Cindy aus Marzahn ihr Programm abspielen können, am Freitag aber blockierten sie sich gegenseitig.

Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn flüchten sich ins Publikum

Was ironisch sein sollte, wirkte einfach nur angestrengt. Statt sich wie die Kollegen beim RTL-„Dschungelcamp“ über die Promis und sich selbst auf hassliebevolle Weise lustig zu machen, nahmen sich die beiden viel zu ernst. Mehr als „wie schön, dass DU dabei bist“, fiel den beiden selten ein. Als sich der Ablauf verzögerte, nutzen sie nicht die Chance zur Stand-up-Comedy, sondern flüchteten sich ins Gespräch mit dem Publikum. Da dürfte der Sender, der Cindy und Pocher von RTL holte, mehr erwarten. Ein pinkes Kleid allein wird die Komikerin nicht über die kommenden 14 Tage retten. Auch Pocher, der auf RTL mit seiner Show „Alle auf den Kleinen“ erst gerade baden ging, steht unter Druck, für seinen neuen Alt-Arbeitgeber Sat 1 zu liefern. Für immerhin einen Gast erwachte Pocher dann am Ende aber doch aus seinem Halbschlaf und zückte gar das Smartphone zum Fotografieren: für David Hasselhoff, den prominentesten unter den Nicht-Prominenten.

„The Hoff“ war der letzte, der in den Container bezog - und der einzige, der mit vollem Ernst die Ironie lieferte, die dem Rest der Sendung abging: Ja, er sang tatsächlich „I’ve been looking for freedom“, er trug tatsächlich seine blinkende Jacke, in der er schon 1989 die Mauer niedergesungen hat und wünschte sich tatsächlich sein Auto „K.I.T.T“ herbei. Als er dann noch sagte: „Ich bin ein Berliner“, hatte er mehr als sein Soll erfüllt. Wenn es ihm jetzt noch gelingt, den absolut albernsten Einfall dieser Sendung, die blecherne Stimme des den „Prominenten“ Anweisungen erteilenden „Big Brothers“ niederzusingen, hat er schon gewonnen - und sich fürs Original-"Dschungelcamp" qualifiziert.

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