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Fernsehen: TV-Papst-Satire "Popetown" sorgt weiter für Wirbel

Die geplante Satire des Musiksenders MTV ist noch immer umstritten. Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Johannes Vogel, mahnte eine Wahrung der Pressefreiheit an.

Bonn/Düsseldorf - Noch vor wenigen Wochen sei im Zusammenhang mit den umstrittenen Mohammed-Karikaturen darauf verwiesen worden. «Wenn wir von Moslems den Respekt der Pressefreiheit einfordern, müssen wir ihn auch gewähren, wenn es um die christliche Religion geht», sagte der Chef der FDP-Nachwuchsorganisation am Donnerstag.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) rief nicht zum Boykott der geplanten Satire auf und setzte stattdessen auf «kritische Distanz». Dagegen riefen einzelne Laienvertretungen der Katholiken am Donnerstag zu Protesten gegen die TV-Produktion auf, die laut MTV satirisch die fiktiven Erlebnisse von Pater Nicholas im Vatikanstaat beschreibt.

Vogel sagte im Zusammenhang mit der für den 3. Mai geplanten Ausstrahlung der Papst-Satire: «Eine Auslegung der Pressefreiheit mit zweierlei religiösem Maß ist nicht akzeptabel». Dies gelte auch dann, wenn man sich selbst möglicherweise durch Artikel oder Sendungen verletzt fühle.

BDKJ-Bundespräses Pfarrer Andreas Mauritz sagte, es sei einerseits unverschämt, mit einer bewussten Kränkung auch vieler junger Christinnen und Christen Geld verdienen zu wollen. Andererseits stärkten Boykottaufrufe lediglich das Interesse an der Sendung. «MTV lebt auch von christlichen Jugendlichen. Wenn der Sender den Cartoon tatsächlich ausstrahlt, wird er deren Reaktion spüren», sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler in Düsseldorf.

«Jugendliche wissen, was sie gut finden und was nicht. Sie können und werden zwischen verletzender Geschmacklosigkeit und Satire selbst unterscheiden», meinte Tänzler. Der BDKJ ist Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 650 000 Mitgliedern.

Das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster hingegen appellierte vor allem an Jugendliche, Protestbriefe und E-Mails an MTV zu senden. Das Komitee hofft, dass sich die Jugendlichen, die zum Weltjugendtag dem Papst zugejubelt haben, nun «gegen diese bösartige Karikierung des Heiligen Vaters» engagieren. «Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen», sagte Margret Pernhorst, Vorsitzende der Laienvertretung.

Auch der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Johannes Freiherr Heereman, sprach sich gegen eine Ausstrahlung der Serie aus. «Diese Form von satirischer Unterhaltung auf Kosten von Papst, Kirche und Katholizismus ist beleidigend und verkörpert ein antiquiertes Geschmacksniveau.» Er sagte, «destruktive Häme und Religionsveralberung» hätten die Gesellschaft in eine Sackgasse geführt.

Die für den Jugendschutz zuständige Medienaufsicht hatte am Mittwoch an MTV appelliert, die Ausstrahlung der Papst-Cartoonserie «noch einmal zu überdenken». In einem Offenen Brief an MTV- Geschäftsführerin Catherine Mühlemann hatte der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Wolf-Dieter Ring, darauf verwiesen, dass sogar die BBC in Großbritannien als Produzentin der Serie «nach entsprechenden Protesten aus der Mitte der Gesellschaft seinerzeit auf die Ausstrahlung verzichtet» habe. (tso/dpa)

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