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© dpa

Fernsehkritik: "Heidi! Heidi!"

Die fünfte Staffel von Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ hat begonnen. Elena Senft über Knieschuss, Quotenerfolg und unechte Brüste. Eine Fernsehkritik.

Schon seit einiger Zeit muss sich Heidi Klum die Kritik anhören, dass es bei „Germany’s  Next Topmodel“ nicht ums professionelle Modeln geht, sondern dass die Sendung bisher nur eine Kohorte hübscher, devoter Klum-Jüngerinnen hervorgebracht hat, die ab dem Moment ihres Gewinns von Heidis bösem Vater Günther mit den lila spiegelnden Brillengläsern vertreten werden und auf allen drittklassigen Promiveranstaltungen alle zusammen auftauchen müssen. Paris? Mailand? Fehlanzeige.

Um mit diesem Vorurteil aufzuräumen, will die fünfte Staffel der Pro7-Show mit einem Schwank aus dem crazy Glamour-Modelleben der amtierenden „GNTM“-Gewinnerin Sara Nuru beginnen, schießt sich leider aber argumentativ ins Knie, weil Sara sagt: „Ich bin Topmodel für C&A“. Klar, und ich bin Sternekoch für McDonald's.

Trotzdem hat der Showauftakt am Donnerstag den Quotenvogel abgeschossen: 18 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schauten zu, wie mehr als 2000 Mädchen vorzugsweise in Lackleggings im Kölner Palladium um einen erhöhten Laufsteg standen und hysterisch „Heidi Heidi“ riefen, bis endlich ihre übermuttihafte Lichtgestalt auftauchte und mit Superlativen um sich warf: Das größte Casting, die tollste Jury, die besten Mädchen. Heidi Klum sonnte sich wieder einmal im obrigkeitshörigen Geschrei und weil sie ja immer die Jurymitglieder austauscht, die plötzlich zu viel Eigenständigkeit ausstrahlen, wurden Peyman Amin und Rolf Scheider ausgetauscht und dürfen sich nun in anderen Formaten austoben (die „Model WG“ und „Let’s Dance“).

Stattdessen urteilen jetzt Kristian Schuller, der sich schon in den letzten Staffeln als in Schmierigkeit kaum zu überbietender, gemeiner Fotograf hervortat, und ein Junge mit Locken, der einfach nur „Q“ heißt und sagt, dass er „PR- und Marketingagent“ ist.   Ansonsten weiß man schon ab der ersten Folge, wie die Staffel weitergeht: Ein Mädchen wird sich aus religiösen Gründen weigern, sich leicht bekleidet ablichten zu lassen, und wird von Klum als „unprofessionell“ gescholten. Ein graues Mäuschen wird über seine Grenzen hinauswachsen. Bei einem Mädchen kommt raus, dass es unechte Brüste hat und eins muss seine langen blonden Haare abschneiden.

Um diese Langeweile zu kompensieren, wird auch bei „Germany’s Next Topmodel“ immer mehr auf dschungelcampartige Elemente zurückgegriffen. Competition in allen Ecken! All das passiert aber unter dem Mäntelchen der Professionalität, weil die Macher der Sendung nicht zugeben wollen, dass auch „GNTM“ eine reine Unterhaltungsshow ist. Die Teilnehmerinnen allerdings haben das zum Teil schon verstanden. So gibt es ein „Mädchen“, das von Beruf Stuntfrau ist und bereits angekündigt hat, dass sie alles schneller und besser kann und nicht sofort anfängt zu heulen, wenn es zum Shooting in eiskaltes Wasser geht. Und ein anderes Mädchen, das sagt: „Ich würde für den Gewinn aber keine Känguruhoden essen.“ Sie ist schon auf dem richtigen Weg. Denn ein paar Kakerlaken werden sicherlich irgendwann ins Spiel kommen. So wie es sich für eine reine Unterhaltungssendung gehört.     

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