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Fernsehkritik: Mach’ mir den Franz!

Lassen Sie uns nach zwei WM-Tagen im Fernsehen schon mal grundsätzlich werden: Fußballsendungen und Humor, das geht selten gut. Die Ausnahme: Matze Knop.

Fußball-TV und Humor funktioniert noch weniger als das dauernde Drumherumgerede der Experten. Was zählt, ist auf dem Platz. Wenn ich mich amüsieren will, schaue ich „Neues aus der Anstalt“ oder alte Ausgaben vom „Fußball-Ballett“ auf Youtube, aber nicht „Waldis WM-Club“. Die goldene Ausnahme: Matze Knop, die Lichtgestalt unter den deutschen Comedians. Seit Wochen bevölkert dieser Mann mit Franz-Beckenbauer-Parodien die Fußballshows und Talks hierzulande. Am späten Samstagabend, nach dem Englandspiel, saß der verkleidete Knop in der ARD neben Hansi Müller und Fritz Wepper eben in jenem „WM-Club“. Aber was heißt hier schon: verkleidet? Ursprünglich ist Knops „Kult-Kaiser“ eine Franz-Beckenbauer-Figur. Mittlerweile hat der Parodist Gesten, Sprech und Auftritt von Beckenbauer derart verinnerlicht, dass sich der falsche vom echten Kaiser kaum noch unterscheiden lässt, auch über längere Strecken bei nicht abgesprochenen Fragen. Das ging selbst Hansi Müller so (der echte Hansi Müller, kein Parodist!), der, angesprochen auf Fähigkeiten und Charisma eines guten Fußballtrainers, Knop auf die Schulter klopfte und sagte: Der Franz, ja, der hat das 1990 schon gut gemacht.

Der Franz. Matze Knop, der seine Medienkarriere mit einer Ausbildung zum Hörfunkredakteur bei Radio Bielefeld begann und später die Kunstfigur „Richie“ erfand, ist mittlerweile ein vollwertiger Franz-Beckenbauer-Ersatz, und dem dürfte das angesichts seines Terminkalenders ganz recht sein. Franz Beckenbauer in Südafrika auf einem DFB-Termin, Franz Beckenbauer als Experte für den TV-Sender Sky, Franz Beckenbauer schreibend für die „Bild“-Zeitung, Franz Beckenbauer neben dem Fifa-Präsidenten auf der Tribüne – wohl dem, der da ein zweites Ich hat.

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