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© dpa

Fernsehkritik: Oliver Welkes "heute Show" funktionierte

Oliver Welke moderiert eine neue Nachrichtensatire im ZDF. Die "heute Show" nach dem amerikanischen Vorbild "Daily Show" will Selbstironie beweisen, frisch, jung und schnell daher kommen. Überraschung nach der ersten Sendung: es gelang.

Man könnte jetzt natürlich anfangen zu jammern, zu meckern, zu lästern und zu kritisieren. Man könnte damit beginnen, dass Oliver Welke in der neuen „heute Show“ des ZDF in der Kulisse sitzt wie ein Sechstklässler, der sich in die Oberstufe verirrt hat – entweder ist der Tisch zu groß oder der Stuhl zu klein. Man könnte die Großartigkeit und die Relevanz des Vorbildes herunterbeten, der amerikanischen „Daily Show“, moderiert von Jon Stewart, und man könnte mal wieder behaupten, dass so etwas in Deutschland ja gar nicht geht, schon allein vom Personal und vom Material her. Man könnte auf die Gagschreiber schimpfen, von denen einige nichts taugen, vor allem die, die die Gags für die Co-Moderatorin Martina Hill geschrieben haben, deren Politbarometer-Parodie schlichtweg schwach war, obwohl die Hill natürlich eine von den Guten ist. Man könnte noch anmahnen, dass sich Welke bisschen mehr auf sich als auf seinen Teleprompter verlassen sollte, seine Augen schienen sich nicht satt sehen zu können an dem Gerät, dabei war er am besten, wenn er offensichtlich nicht nachlesen musste, was er vortrug. Man könnte dann ganz zum Schluss sich selber als Redaktionsleiter dieser „politischen Comedyshow“ anbieten, in dem man darauf hinweist, dass zwei Opel-Gags zuviel in einer halben Stunde waren, und das man natürlich mindestens zehn Minuten Witze gemacht haben müsste über Kurras, die Stasi und die 68er.

Das alles könnte man machen – aber wozu? Denn dieses neue Format, mit dem das ZDF endlich einmal etwas wagt, und das vor allem nach dem bräsigen Alt-Männer-SPD-Kabarett „Neues aus der Anstalt“ so frisch, jung und schnell daher kommt, funktioniert. Welke ist nicht Stewart, aber er kann die Show tragen, deren Macher gute Leute gefunden haben, allen voran Martin Sonneborn, den Ex-Chefredakteur von „Titanic“, der als Außenreporter in einem brandenburgischen Kaff mit den Menschen „20 Jahre Grundgesetz“ feiern wollte – was ziemlich misslang und deshalb funktionierte. Überhaupt funktionierte das meiste, diese erste Sendung hatte Tempo, sie wurde nie langweilig, und Welkes oft beschworene Selbstironie hatte Kraft.

Nö – da muss man jetzt wirklich nicht jammern, meckern, lästern und kritisieren. Da muss man jetzt einfach mal gucken, ob die „heute Show“ die Versprechen halten kann, die mit der ersten Sendung gemacht wurden. Irgendwie wünscht man das dem ZDF – aber vor allem wünscht man es den Zuschauern, die auf so eine Art von Comedy schon viel zu lange gewartet haben. Nur einen neuen Stuhl für Welke, den sollte man ganz schnell besorgen.

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