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Fernsehkritik: Poschmann, ab nach Marzahn!

Wer Wolf-Dieter Poschmann überstanden hat, dem ist alles zuzutrauen. Matthias Kalle fühlt sich durch die Öffentlich-Rechtlichen bei der Leichtathletik-WM veräppelt.

Man kann ja dem Fernsehen, auch nicht dem öffentlich-rechtlichen, nicht allen Ernstes vorwerfen, über Gebühr patriotisch oder gar nationalistisch zu sein. Seit dem Wegfall des Sendeschlusses (Fluch oder Segen?) hört man ja auch kaum noch die Nationalhymne, und wie die deutsche Fahne aussieht ist ja dem ein oder anderem Redakteur eher unbekannt. Und so müssen dann Sportveranstaltungen offensichtlich fehlenden Stolz kompensieren – bei der Leichtathletik-WM fiel dies doppelt und unangenehm auf.

Alles Mahnen hat nichts genützt: Dass doch ARD und ZDF aus einer Weltmeisterschaft bitte keine nationalen Wettkämpfe mit internationaler Beteiligung machen. Als Zuschauer fühlte man sich oftmals veräppelt, da man ahnte, dass ein paar Meter weiter gerade wirklich etwas passiert – zu sehen bekam man das dann nicht, weil sich irgendwo was Deutsches aufwärmte.

Das führte dann auch zum Komplettausfall von ZDF-Mann Wolf-Dieter Poschmann, der am Samstag über die deutsche Hammerwerferin Betty Heidler sagte: „Wer in Marzahn aufgewachsen ist und das gut überstanden hat, dem ist alles zuzutrauen!“ Alles zuzutrauen ist aber leider dem gebürtigen Kölner Poschmann, der sich selbst für seine Verhältnisse oft im Ton vergriff. Seine Beweisführung, warum Schwarze in Afrika besser laufen können als Weiße in Europa, kommt aus der tiefsten Klischee-Kiste. Trauriger Höhepunkt war dann das „Aktuelle Sportstudio", obwohl nicht Poschmann, sondern Michael Steinbrecher moderierte. Zu Gast: Steffi Nerius, Ariane Friedrich und Robert Harting – offenbar als Stars dieser WM, was sie nicht waren. Gerade Friedrich und Harting hatten ein gehöriges Nervpotenzial, Stars waren andere, nämlich Friedrichs Konkurrentin Blanka Vasic, natürlich Usain Bolt und – Berlin.

Der große Verlierer war Wolf-Dieter Poschmann.

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