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"Satire Gipfel" mit Mathias Richling

© ddp

Fernsehkritik: Satire Gipfel: Die Revolution hat nicht stattgefunden

Ob "Scheibenwischer" oder "Satire Gipfel", ob Hildebrandt oder Richling, es war alles wie seit Jahren. Wolfgang Prosinger fand den Kabarett-Abend im Ersten fad und bemüht.

Fast wie im richtigen Leben: Der alte Firmenchef geht in den Ruhestand, übergibt die Geschäfte an den Juniorpartner und sieht mit plötzlich Entsetzen, was der aus seinem Unternehmen macht. Genau das hat sich jetzt dort begeben, wo es den Deutschen immer besonders ernst ist: auf dem weiten Feld des Humors.

Dieter Hildebrandt hat sich aufs Altenteil zurückgezogen, Mathias Richling folgte nach und verkündete alsbald Ungeheuerliches. Von nun an würden nicht nur politpointengeprüfte Kabarettisten im ehrwürdigen "Scheibenwischer" auftreten, sondern auch ganz gewöhnliche Spaßmacher aus der Reihe der Comedians.

Verrat, Frevel, Untergang des Abendlandes schallte es da vom Alt- und Großmeister Hildebrand zurück, der "Scheibenwischer"  dürfe nach einer solchen Schändung der Kabarettistenehre in Zukunft nicht mehr "Scheibenwischer" heißen. Richling keilte zurück, der alte Hildebrand habe sowieso noch nie etwas von Kabarett verstanden, und der deutsche Humoristenkrach war perfekt.

Gestern war sie nun zu sehen, die Schandtat des Herrn Richling, die "Scheibenwischer"-Nachfolge mit dem ungemein kreativen Titel "Satire Gipfel". Wie war's denn nun?  Die Wahrheit, sagt man, liegt auf dem Platz.

Und die Wahrheit ist: Da lag nicht viel. Es war nämlich so, wie es schon seit Jahren ist. Ein bisschen fad, ein bisschen nett, ein bisschen unerheblich. Und sehr bemüht. Selbst ein reanimierter Quatschkomiker wie Ingolf Lück strengte sich an, stets politisch auf der Höhe zu sein und um Himmelswillen nicht ins bloße Blödeln abzugleiten.

Mathias Richling nervte wie stets mit seinen Schnellsprechübungen und wusste gestern nicht einmal mit seinen ansonsten erheblichen Parodiekünsten zu überzeugen: An der Glätte eines Freiherrn zu Guttenberg rutschen alle Imitationsversuche ab.

Dieter Hildebrandt sollte von nun an wieder ruhig schlafen können. Die Revolution hat nicht stattgefunden. Kein Grund zur Beunruhigung. Zur Freude auch nicht.

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