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Fernsehtalk: Maybrit Illner und das böse Internet

Zu "Ausgespäht und abgezockt - Wie gefährlich ist das Internet?" hatte Maybrit Illner am Donnerstagabend Kay Oberbeck von Google, Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner und andere zur Diskussion geladen. Was der Zuschauer lernen konnte.

"Ausgespäht und abgezockt - Wie gefährlich ist das Internet?" Maybrit Illner versuchte am Donnerstagabend, mit ihren Gästen über die Gefahren des Internets aufzuklären. Das Vorhaben war riesig, die Gästeliste umfassend. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner hatte sich mit ihrer aktuellen Kritik an Facebook und Google Street View hervorgetan. Doch die Politik musste warten, denn auch Kay Oberbeck war gekommen. Der Verantwortliche für Google in Nordeuropa wirkte, als könne er kein Wässerchen trüben. Die Weltherrschaft strebe man nicht an, beantwortete er eine Frage Illners. Constanze Kurz vom Chaos Computer Club schoss sich auf den Google-Vertreter ein, während „FAZ“-Herausgeber Frank Schirrmacher die internetkritischen Thesen aus seinem aktuellen Buch „Payback“ wiederholte. Andrea Kiewel, Moderatorin des ZDF-Fernsehgartens, besetzte die Rolle des Normal-Users. An ihr zeigte sich das Problem der gesamten Internet-Debatte: Zwischen dem, was Experten verstehen und einfache Nutzer zu wissen glauben, liegen Welten.

Statt sich auf ein bis zwei Punkte zu konzentrieren, versuchte es Illner mit einem Generalangriff: „Macht das Internet blöd?“ Schirrmacher fasste das Dilemma zusammen. Das Internet sei Segen und Fluch zugleich. Dem Zuschauer brachte das keine neuen Erkenntnisse. Auch die recht platten Einspielfilmchen, die das Internet einmal als gut (Alternative Medien, Wikileaks) oder schlecht (Datenschutz, Kinderpornografie, Nazis) darstellten, konnten Wenignutzern kaum Erhellendes liefern. Dazu noch Netzsperren, Google, Datenschutz, Internetpolitik: Ziellos von einem Thema zum nächsten wechselnd, bemühte sich Illner, "das Internet" zu erklären und gleichzeitig darüber zu debattieren. So sprang die Diskussion von einem zum anderen und einer fahrig wirkenden Illner aus der Hand. Jeder durfte mal etwas sagen, meist nichts Konkretes und falls doch, war schon wieder der Nächste dran.

Die unterschwellige Feindschaft zwischen Constanze Kurz vom Chaos Computer Club und Kay Oberbeck von Google sorgte noch für die spannendsten Momente. Als Kurz dann der Politik Inkompetenz bei den Internetsperren ankreidete und Oberbeck Google als digitale Supermacht bezeichnete, nahm die Diskussion fast Fahrt auf. Doch dann war die Sendezeit auch schon vorbei. Ob der geneigte ZDF-Zuschauer jetzt besser versteht, was Internet ist (oder sich die Illner-Redaktion darunter vorstellt) und vor welche Probleme es die Gesellschaft stellt, bleibt fraglich. Ebenso wenig gab es neue Anregungen für die Diskussion um Datenschutz, Facebook und Netzsperren. Letztendlich ist die Sendung an ihrem Anspruch gescheitert, das gesamte Internet diskutieren zu wollen – auf dem Level von Viel- und Nichtnutzern zugleich.

Janina Guthke

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