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Lierhaus

© WDR

Fernsehübertragung: Intensives Spiel

Die Fronten im Poker um die Rechte an der Fußball-Bundesliga sind verhärtet.

In zwei Tagen startet die Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Doch mehr als der Start ins TV-Fußballjahr 2008 am Freitagabend im Ersten mit dem Livespiel Hansa Rostock gegen Bayern München interessiert Macher und Beteiligte aber die Frage, ob solche Events im Free-TV demnächst überhaupt noch möglich sind. Zurzeit werden die Karten beim Rechtevergeber, der Deutschen Fußball- Liga (DFL), neu gemischt. Die Spieltagsverteilung, die „Sportschau“, der Bestand von Premiere, Ausstieg und Einstieg weiterer Sender – alles hängt mit allem zusammen. In den nächsten Wochen will die DFL die Ausschreibungsunterlagen herausgeben, die Rechtepakte schnüren. Bis dahin muss das Bundeskartellamt klären, ob das zugrunde liegende Modell überhaupt rechtens ist: der im Oktober geschlossene Vertrag zwischen der DFL und der Firma Sirius des Münchner Medienunternehmers Leo Kirch.

Demnach soll Sirius 2009 für sechs Spielzeiten im Alleingang die Rechte der Bundesliga vermarkten. Garantiesumme für die Liga: drei Milliarden Euro, 500 Millionen pro Saison. Umstrittener Teil des Vertrages ist eine neue gemeinsame Produktionsfirma von DFL und Sirius, die für Pay-TV-Kanäle, Kabelnetzbetreiber und Internet-TV-Anbieter Inhalte produzieren soll, um den Wettbewerb anzufachen – sehr zum Unwillen des bisherigen Pay-TV-Anbieters Premiere, der seine redaktionelle Hoheit um Vorzeigekommentator Marcel Reif herum gefährdet sieht und daher gegen den DFL- Deal Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht hat.

Wie man hört, ist vor Ende Februar mit einer Entscheidung seitens des Kartellamts nicht zu rechnen. Auch wenn Leo Kirch laut Medienberichten inzwischen eine notwendige Bankbürgschaft vorlegen und die Sache vorantreiben konnte – es droht eine Eiszeit im Fußball-Poker, die das gesamte Rechteverfahren verzögern könnte. „An der Stelle lassen wir nicht mit uns reden“, bekräftigte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert die harte Position der Liga gegenüber den Forderungen von Premiere. Es sei nicht vorgesehen, dass im Bezahlfernsehen nur die Rechte ohne das Programm vergeben werden könnten. „Premiere wird eine unternehmerische Entscheidung zu treffen haben“, so Seifert. Mindestens ein Unternehmen stünde alternativ bereit. „Wenn Pay-TV-Inhalte auf dem Markt sind, prüfen wir generell, ob diese für uns attraktiv sind – so auch beim Content ,Bundesliga-Fußball‘. Wir warten die Ausschreibung ab und werden anschließend inhaltlich und wirtschaftlich genau prüfen, ob das Angebot für uns interessant ist“, sagt ein Unternehmenssprecher von Kabel Deutschland. Der Kabelnetzbetreiber bräuchte die von Sirius produzierten Bundesliga-Berichte „nur“ noch an seine Abonnenten weiterleiten.

Doch nicht nur in Sachen Bundesliga im Pay-TV geht es ans Eingemachte. Eine weitere Karte im Rechtepoker ist der Verbleib der ARD-„Sportschau“. Um die Exklusivität seiner Spielberichte am Samstagnachmittag zu erhöhen, pocht Premiere auf eine Verlegung der traditionsreichen Sendung im Free-TV. WDR-Intendantin Monika Piel wiederholte am Montag aber die Forderung, dass die Spielberichte in der „Sportschau“ auch künftig auf jeden Fall vor 20 Uhr ausgestrahlt werden müssten. „Nach 20 Uhr bekommen wir nicht die nötigen Zuschauer dafür.“ Sollte die ARD bei der Rechtevergabe für die Bundesliga nicht zum Zuge kommen, bliebe nur das Recht auf Kurzberichterstattung.

Oder das ZDF steigt größer in den Bieterkampf ein, und wertet mit exklusiven Bundesligaberichten im Free-TV sein „Sportstudio“ am späten Samstagabend auf, ohne Premiere dabei allzu sehr zu stören. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender wiegelte im Gespräch mit dem Tagesspiegel freilich ab: „Ein ,Sportstudio’ ohne Fußball-Bundesliga wäre denkbar unter bestimmten Bedingungen.“ Es werde sehr auf die Stückelung der Rechte-Angebote ankommen. Für den Chefredakteur entscheidend ist die Frage, was künftig an einem Samstag nach 22 Uhr für die ZDF-Berichterstattung übrigbleiben wird. Und dann der Preis. „In unserem Etat gibt es klare finanzielle Grenzen“, sagte Brender.

Egal, wie das Rechtepaket der DFL konkret aussehen wird – Insider gehen davon aus, dass der gewohnte Spieltag mit einem Freitagsspiel, sechs Samstagspartien zur selben Zeit und zwei Sonntagsspielen am Nachmittag bald passé ist. Die Rechnung ist einfach: mehr Spieltagsszenarien, mehr Übertragungsmöglichkeiten, mehr Sender, mehr Geld. Offen ist die Frage, inwieweit das Deutsche Sportfernsehen (DSF), das bislang die beiden Sonntagsspiele exklusiv ab 22 Uhr im Free-TV zeigen darf, dann mit an Bord ist. Die DFL könnte ARD/ZDF/DSF noch einen Strich durch die Rechnung machen, indem sie ein Livespiel ins Free-TV verkauft, beispielsweise am frühen Abend bei RTL. So würde die DFL den Interessen der Sponsoren der Klubs entgegenkommen, die im reichweitenstarken Free-TV präsent bleiben wollen – eines der ganz starken, letzten Argumente, das jahrelang für eine „Sportschau“ mit ihren rund fünf Millionen Zuschauern am frühen Samstagabend gesprochen hat.

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