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George W. Bush

© Promo

Film: W wie Warrior

Ein Arte-Film arbeitet sich an Bushs Mittelnamen ab. "Being W." bedient sich hauptsächlich der Zusammenstellung bekannten Materials.

Auf das Double-You (W.) komme es an. Das wussten schon die Kommentatoren der ersten Stunde. Wie denn sonst könne er sich von seinem Vater, zugleich Vorvorgänger im amerikanischen Präsidentschaftsamt, unterscheiden? Getreu dieser Kenntnis deklinieren die französischen Filmemacher Karl Zéro und Michel Royer den Anfangsbuchstaben des zweiten Vornamens von George W. Bush. Ihr biographisches Porträt, das sie über hundert Minuten dem noch amtierenden Präsidenten widmen, nennen sie folgerichtig „Being W.“. W wie Walker, wie der, der das Gehen zum Beruf gemacht hat: das Gehen vom Seiteneingang zur Tribüne, von der Gangway zum Rollfeld, von der Kulisse zum Mikrofon. Oder Walker wie Müßiggänger und Hundeabrichter. Bushs Dressurmanöver mit seinen Hunden waren häufig genug anekdotisches Beiwerk. Sodann: W wie WASP, wie „weißer angel-sächsischer Protestant“, um den Einflussreichtum und die Dominanz der weißen Oberschicht in den USA zu denunzieren. Daher auch: W wie Winner – der Gewinner von Gouverneurswahlen und von Stimmauszählungsdebakeln. Und: W wie Warrior. Mehr als die Hälfte von „Being W.“ zeigt den Kriegstreiber, wie ihn die Welt und die Fernsehzuschauer seit 2001 kennengelernt haben.

Die Methode, der sich Zéro und Royer bedienen, ist die der Zusammenstellung. Die Medienarchive von Nachrichtenagenturen und Wahlkampfbüros haben sie durchforstet. Und zusammengestellt, was im Grunde nicht neu ist: Bush in der Grundschule, Bush auf Ground Zero, Bush im Kreis seiner Familie, auf einem Flugzeugträger, mit gebratenem Truthahn. Bush, Bush, Bush. In ähnlicher Weise hatten sich die Filmemacher vor Jahren schon Chirac und jüngst auch Sarkozy vorgenommen. Und die Urahnin des Genres, Esfir Schub, hatte auf diese Weise 1927, zu Zeiten der sowjetischen Film-Avantgarde, private und öffentliche Aufnahmen der Zarenfamilie zu ihrem Film „Der Fall der Romanovs“ montiert.

Was sich einst als enthüllend erwies – die Machthaber als Wichtigtuer mit gefährlichen Vollmachten vorzuführen –, geht inzwischen ins Leere. Zu sehr ist alles dem Zuschauer vertraut. Die Wiederholung des Bekannten gerät zur Hommage. Was denn auch fehlt, ist W wie Wall Street. Das Film-Porträt wurde zu früh abgeschlossen, Finanz- und Wirtschaftskrise so gut wie ausgespart. Bush hatte diese Gefahren nicht im Blick. Royer und Zéro auch nicht. Hendrik Feindt

„Being W.“; Arte, 21 Uhr

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