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Filmkritik: Traue niemals deinen Chatfreunden

Sat.1 warnt im Spielfilm "online - meine Tochter in Gefahr" vor der zerstörerischen Kraft des Internets. Leider kommt die Eigenproduktion trotz einer überzeugenden Anette Frier über bloße Klischees nicht hinaus.

Das Netz muss ein erschreckend effizientes Instrument sein, um Existenzen zu zerstören. Vor kurzem warnte bereits das ZDF in einem Programmschwerpunkt vor den Gefahren des Internets. Nun legt mit Sat 1 auch ein Privatsender nach. Ein ganzer Thementag inklusive Spielfilm soll die Zuschauer für Cybermobbing und Datenschutz sensibilisieren. Doch die Eigenproduktion „online - meine Tochter in Gefahr“ kommt über bloße Klischees nicht hinaus.

Die zwölfjährige Jessy (Jamie Bick) kapselt sich von der Außenwelt ab, ersetzt Freunde durch „Follower“, erhebt eine nur als Chatkontakt greifbare „Freundin“ zur engsten Vertrauten und wird so Opfer eines Online-Kriminellen. Und weil Jessys Mutter Katja (Annette Frier) das Internet kappt, rächt sich deren Chat-„Freundschaft“ mit einer Wucht, die an die zehn biblischen Plagen erinnert: Datenklau, Jobverlust durch gefälschte E-Mails, geknackte Bankkonten.

Die Kamera setzt das zerstörerische Treiben des Täters in von dumpfer Musik unterlegten Szenen um, schiebt sich an den rücklings im Dämmerlicht Gezeigten heran, der immer wieder Antidepressiva einwirft. Und Scheidungskind Jessie fällt auf ihn herein, weil sie offenbar das Vertrauen in echte Beziehungen verloren hat. Über die gesellschaftskritischen Diskurse gerinnt das Drehbuch letztlich zu einem Monstrum aus Gemeinplätzen.

Überzeugend ist Sat-1-Allrounderin und „Danni-Lowinski“-Star Annette Frier. Als zu sorglos mit dem Internet umgehende Mutter muss sie sich von einem jovialen Polizisten die Binsenweisheit anhören: „Wo Daten erhoben werden, da werden sie auch missbraucht.“ Gut zu wissen. Eifrig, aber konstruiert zeigt der Film alle Facetten der Cyber-Kriminalität auf. Das hat leider mehr Schock- als Aufklärungspotenzial. Nicole Sagener

„online – meine Tochter in Gefahr“, Sat. 1, 20 Uhr 15

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