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Das ZDF schießt sich mit dem Werbeclip zur Frauenfußball-EM 2013 ein Eigentor.

© Tsp

Update

Frauenfußball-EM: ZDF blamiert sich mit Klischee-Clip

Das ZDF wird für seinen Werbespot zur Frauenfußball-EM aus Schweden heftig kritisiert. Sexistisch sei der Clip und in Rollenklischees verhaftet, heißt es in den sozialen Netzwerken. Jetzt hat sich Chefredakteur Peter Frey dazu geäußert.

Aha, da gehören Frauen fürs ZDF also hin. Nicht in die Küche, nein, lieber gleich in den Wäschekeller. Das zeigt zumindest der Werbespot, den der Mainzer Sender zur am Mittwoch beginnenden Frauenfußball-Europameisterschaft gedreht hat: Eine Spielerin dribbelt im blütenweißen  Deutschland-Trikot leichtfüßig die Treppe in den Keller hinab, die Tür zur Waschmaschine ist bereits geöffnet, zielsicher schießt sie den dreckigen Ball in die Trommel, drückt aufs – haha, wie lustig - Programm „Leder“, am Ende heißt es: „Ballsauber in Schweden – die Uefa Frauenfußball-EM im ZDF“.

Offenbar muss dem Sender dringend gesagt werden, dass diese EM auf dem Spielfeld stattfindet. Er will sie nämlich zusammen mit dem Ersten übertragen. Allerdings hat sich das ZDF mit dem Clip schon jetzt ein peinliches Eigentor geleistet. Da wird zur besten Sendezeit das Deutschlandspiel am Donnerstag gezeigt, da werden Experten befragt und die Begeisterung der Fans gelobt - und doch entlarvt dieser Clip, dass das ZDF beim Thema Frauenfußball offenkundig nicht über das Klischee hinaus denken kann. Seit dem Sendebeginn des ZDFs1963 scheint sich auf dem Lerchenberg in Sachen Frauen wenig bewegt zu haben. 

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Entsprechend groß ist auch die Entrüstung im Netz. Beim Kurznachrichtendienst Twitter regen sich zahlreiche Nutzer unter den Hashtags #EM2013 und #ZDF auf. Sexistisch ist er, schreiben viele. Während das  Social-Media-Team des Senders am Mittwoch noch versucht zu beruhigen: „Internet, wir geben Euer Feedback zum #em2013 Trailer seit ein paar Tagen weiter. Wir warten auf eine Antwort - die wir Euch geben können“.

„Liebes ZDF, eure sexistischen Rollenklischees könnt ihr euch sonst wohin stecken!“

Am Freitag nun stellte sich der Mainzer Sender den Vorwürfen. Die Onlinenutzer redeten „nicht wirklich positiv“ über diesen Spot, sagte der Social-Media-Verantwortliche beim ZDF, Michael Umlandt, im „Morgenmagazin“. Das negative Feedback überwiege. „Liebes ZDF, eure sexistischen Rollenklischees könnt ihr euch sonst wohin stecken!“, zitierte Umlandt einen Twitter-Kommentar und auch folgenden Post auf Facebook: „Fußball hat absolut nichts mit Wäsche waschen zu tun und wenn es um Männerfußball ginge, würde niemand auf so einen Schmunzelspot kommen.“

Umlandt sagte, dass ihm so eine Kritikwelle an einem ZDF-Werbefilm neu sei. „Die User haben sonst positiv auf unsere Spots reagiert und haben die eigentlich immer sehr, sehr lustig gefunden. Das ist das erste Mal, dass wir mit einem Spot wirklich anecken.“

ZDF-Chefredakteur Peter Frey wirbt für Gelassenheit

ZDF-Chefredakteur Peter Frey kann die Aufregung offenbar nicht nachvollziehen: „Ich finde, wir sollten es mit der political correctness nicht übertreiben. Ein Spot soll ja auffallen, der soll Interesse erwecken. Das ist in der Angelegenheit wirklich gelungen. Da guckt man hin; und damit ist die Sache für mich wirklich auch erledigt.“

„Der Spot für die Frauen-Fußball-EM in Schweden soll auf augenzwinkernde Weise dieses Ereignis bewerben“, sagt eine Sprecherin. Er sei zusammen mit einer freien Produktionsfirma gedreht worden. Über die Kosten macht der Sender keine Angaben, teilt aber mit: „An der Entwicklung waren im Übrigen auch Frauen beteiligt.“ Was den Klischee-Clip selbstverständlich nicht besser macht - fragt sich schließlich auch, wie Frauen beteiligt waren. Durften sie den Männern das Wasser reichen? Der Sender steht trotzdem zu seinem Werk: „Wir nehmen die Kritik zur Kenntnis, halten den Spot aber keineswegs für sexistisch.“

1970 lästerte ZDF-Kommentator Wim Thoelke beim Beitrag über ein Frauenfußball-Länderspiel böse: „Decken, decken – nicht Tisch decken!“. Vor zwei Jahren gab es zur Weltmeisterschaft im eigenen Land dann einen riesigen Hype um „20Elf von seiner schönsten Seite“, so das offizielle FIFA-Motto, denn, klar, Frauen müssen erstmal schön sein. Was sie dann auf dem Platz können, ist Nebensache - im Gegensatz zum Wäschekeller. Da müssen sie Leistung zeigen. Im ZDF-Clip liegt neben der Waschmaschine bereits ein Haufen sauberer Bälle. Der soll von der Frau dann wohl auf den Platz gebracht werden. Die Männer wollen schließlich endlich spielen.  

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